MCI-Rektor Altmann im TT-Gespräch: „Chancen für Junge, nicht Geschenke“
Vor 25 Jahren wurde das Management Center Innsbruck (MCI) gegründet. Rektor Andreas Altmann im Gespräch über Chancen und Irrwege der Bildung, gesellschaftliche Entwicklungen und die Zukunft des MCI.
Herr Rektor, das MCI wird heuer 25 Jahre alt. Wie sehen Sie selbst die Entwicklung?
Andreas Altmann: Betrachtet man die bloßen Zahlen, schaudert es mich selbst ab und zu, dass das alles möglich geworden ist: 3500 Studierende, 13.000 Absolventen, 300 Partneruniversitäten, 30 Studiengänge, 18 Double-Degree-Programme, 120 Drittmittel- und Auftragsforschungsprojekte, 400 Mitarbeiter, 1000 Lehrbeauftragte, acht Unternehmensbeteiligungen, weltweite Topakkreditierungen, laufend Spitzenplätze in Umfragen und Rankings usw. Wir erhalten jährlich mehr als 4000 Bewerbungen aus der ganzen Welt für unsere 1200 neu zu vergebenden Studienplätze. Dies, obwohl wir Studienbeiträge einheben. Eine solche Entwicklung hätte sich am Anfang wohl kaum jemand träumen lassen, auch ich selbst nicht. Bei der Gründung des MCI gingen wir von nur sechs Mitarbeitern im Vollausbau aus.
Drehen wir den Spieß um: Womit sind Sie unzufrieden?
Altmann: Im Nachhinein betrachtet, hätten wir in manchen Bereichen wohl noch mutiger sein können. So habe ich die enorme Nachfrage nach anwendungsorientierter Forschung & Entwicklung zu lange unterschätzt. Diese wächst bei uns explosionsartig. Gemeinsam mit der Wirtschaft entwickeln wir innovative Lösungen im Bereich Technologie, Life Sciences, Digitalisierung, E-Commerce etc. Wir analysieren Märkte, gehen gesellschaftlichen Phänomenen auf den Grund, befassen uns mit sozialen Problemen. Dass uns aus standespolitischen Motiven das Promotionsrecht vorenthalten wird, ist ein unglaubliches Hindernis und ein Schaden für ganz Österreich. Wir könnten jungen Forschern spannende Perspektiven bieten, unsere Forschungsleistung multiplizieren und einen enormen Innovationsschub für den Standort auslösen. Leider verwechselt man in Österreich Standespolitik aber viel zu oft mit Standortpolitik. Das ist bekanntlich nicht dasselbe.