Afghanistan

Letzter österreichischer Soldat verlässt Afghanistan

Österreichische Soldaten im August 2005 in Afghanistan. Nach fast 20 Jahren endet nun der Einsatz.
© APA/HBF/Peter Lechner

Damit endet der fast 20-jährige Einsatz im Rahmen der NATO. Zuletzt war noch ein Bundesheer-Angehöriger in dem Land am Hindukusch.

Kabul – Der letzte österreichische Soldat verlässt Afghanistan und kommt am Freitag zurück. Wie ein Sprecher des Bundesheers mitteilte, werden mit 18. Juni "alle Personen retour" sein. "Die Maßnahmen der Reorganisation (Gerät, Material, etc.) sollten bis Mitte Juli auch abgeschlossen sein", erklärte Sprecher Marcel Taschwer am Mittwoch auf APA-Anfrage. Damit endet der fast 20-jährige Einsatz im Rahmen der NATO. Zuletzt war noch ein Bundesheer-Angehöriger in dem Land am Hindukusch.

Die Regierung des früheren US-Präsidenten Donald Trump hatte im Februar 2020 in Doha ein Abkommen mit den radikal-islamischen Taliban geschlossen, um den längsten Kriegseinsatz der US-Geschichte zu beenden. Die USA sowie die gesamte NATO begannen dann Ende April mit ihrem Truppenabzug. Die 10.000 Soldaten der Ausbildungsmission "Resolute Support" sollen Afghanistan bis zum 11. September verlassen haben. Das ist der 20. Jahrestag der Terroranschläge auf New York und Washington. Die Anschläge von 9/11 hatten zur US-Invasion in Afghanistan geführt. Die NATO sicherte Afghanistan am Montag bei ihrem Gipfel mit US-Präsident Joe Biden auch nach dem Abzug weitere Unterstützung zu.

Wie sich die Sicherheitslage entwickeln wird, ist nach Ansicht von Experten unklar. Beobachter befürchten allerdings, dass der internationale Truppenabzug Afghanistan in neues Chaos stürzen könnte. Die Lage habe sich seit Beginn des Abzugs nicht gerade verbessert, wie Oberstleutnant Michael Grafl Anfang Mai im Gespräch mit der APA aus Kabul mitteilte. Er berichtete von positivem Feedback von NATO-Seite und auch aus Afghanistan für das österreichische Engagement. Zuletzt waren die Österreicher im Bereich Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte tätig. Die Aufgaben waren beratend und unterstützend, die Soldaten beteiligten sich nicht aktiv an Kampfhandlungen. Es gab in den 20 Jahren auch keine österreichischen Opfer.

Tanner und Schallenberg im Mai noch zurückhaltend

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) hatte sich im Mai in Brüssel zum Abzug zurückhaltend geäußert. Aus Sicht der USA und der NATO seien die Ziele wie etwa das Zurückdrängen von Terrororganisationen wie Al-Kaida "ausreichend erfüllt", hatte Tanner nach einem Treffen der EU-Verteidigungsminister erklärt. Dass sich durch den Abzug "die Sicherheitslage in Afghanistan nicht verbessert, ist auch logisch". "Logisch" sei zudem, dass die militant-islamistischen Taliban in dem Land am Hindukusch weiter massiv an Raum gewinnen werden, so Tanner. Deswegen sei es "besonders wichtig", den Einsatzraum so schnell wie möglich zu verlassen, "denn umso weniger NATO-Truppen in Afghanistan sind, desto gefährlicher wird die Lage für die eigenen Soldaten".

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) hatte ebenfalls im Mai vor einer Vernachlässigung Afghanistans nach dem NATO-Abzug gewarnt. "Wir brauchen Stabilität in Afghanistan, wir müssen den Menschen vor Ort Perspektiven geben." Das zivile Engagement der Europäischen Union aber auch der NATO müsse gestärkt werden, "weil was wir nicht wollen, ist eine neue Migrationswelle aus Afghanistan", sagte der Außenminister. Immerhin würden Afghanen die zweitgrößte Gruppe der Asylantragsteller in Österreich bilden, so der Außenminister. (APA)

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