Neuer Name für Straße in Lienz ist eine Frage der Ehre
Eine Straße in Lienz soll nach einer verdienten Person benannt werden. 32 Vorschläge gibt es, die politischen Lager sind sich uneins.
Von Catharina Oblasser
Lienz – Dass es eine Ehre ist, Namensgeber einer Straße zu werden, steht in Lienz außer Zweifel. Doch wem diese Ehre zukommt, daran scheiden sich die Geister. Seit Herbst 2020 tüftelt die Stadt an einer neuen Bezeichnung für die Burghard-Breitner-Straße, denn Breitner ist wegen seiner Rolle in der NS-Zeit als Namensgeber nicht mehr erwünscht.
„Es ist wirklich nicht einfach, jemanden zu finden“, seufzt Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. „Aber ich möchte im Gemeinderat einen einstimmigen Beschluss, also überlegen wir weiter.“ Blanik selbst macht kein Geheimnis daraus, dass sie gern eine Frau als Namenspatronin hätte. Auf der Ideenliste der Stadt finden sich unter den 32 Personen nur zwei Frauen: Künstlertochter Ila Egger-Lienz (1912-2003) und Maria Ducia (1875–1959), Gründerin der „Freien politischen Frauenorganisation“. Sie war die erste Frau im Tiroler Land- tag und Sozialdemokratin.
Damit hat aber die ÖVP-Fraktion keine Freude. „Es ist klar, dass das zum Teil ein Politikum ist, aber wir finden, Franz Kranebitter würde am besten passen“, erklärt VP-Vizebürgermeister Kurt Steiner. Kranebitter (1906–1977) war Landwirt und von 1947 bis 1970 Abgeordneter der ÖVP im Nationalrat.
Der Person Kranebitter stimmt auch Josef Blasisker (FPÖ) zu, meint jedoch, dass dieser besser in Nähe des Raiffeisen-Agrarzentrums im Osten der Stadt aufgehoben wäre – wegen der Verbindung zur Landwirtschaft. „Wir sind aber offen für jede Lösung“, meint Blasisker. Gerlinde Kieberl (Grüne) spricht sich ebenso wie Blanik für eine Frau aus. „Die sind im öffentlichen Leben ohnedies unterrepräsentiert.“ Die Liste Stadt Lienz (LSL) ist für eine neutrale Lösung. „Ich habe nichts übrig für Namen von Politikern“, erklärt Mandatar Uwe Ladstädter. „Das ist immer umstritten.“ Den Anrainern der jetzigen Burghard-Breitner-Straße ist wiederum wichtig, dass der neue Name kurz ist. Kein Wunder, dass die Bürgermeisterin seufzt.
Ein Berg- oder Pflanzenname kommt übrigens nicht in Frage. „Es gibt so viele verdiente Persönlichkeiten auf unserer Ideenliste für Straßennamen. Die wollen wir einmal abarbeiten“, sagt Blanik. Auf dieser Liste stehen unter anderem Altbürgermeister Hubert Huber, NS-Zeitzeuge Pepi Wurzer, Architekt Raimund Abraham, VP-Politiker Fridolin Zanon, der einstige Bezirkshauptmann Othmar Doblander und die Kosaken.