Große Unterschiede: Bildungsklima in Österreich nur „Befriedigend“
Die MEGA Bildungsstiftung hat Österreichs Bildungsklima-Index erhoben – mit höchst unterschiedlichen Länder-Ergebnissen. Tirol lässt mit einigen Ausreißern aufhorchen.
Wien, Innsbruck – Wie es um das Klima im heimischen Bildungssystem bestellt ist, hat die MEGA Bildungsstiftung im Rahmen einer österreichweiten Studie erheben lassen. Befragt wurden dafür 1200 Schülerinnen und Schüler, Eltern sowie Pädagoginnen und Pädagogen. Ziel war es, einen Bildungsklima-Index nach organisatorischen und pädagogischen Rahmenbedingungen zu erstellen – als Ergänzung zu den Erhebungen der PISA-Tests, bei denen die Qualität und Leistungsfähigkeit im Vordergrund steht.
Insgesamt kommt dabei das Bildungssystem mit einem Schulnotenwert von 2,8 nur auf ein „Befriedigend“. Lehrer beurteilen Rahmenbedingungen, Unterrichtsqualität und Arbeitsbedingungen an Schulen etwas schlechter (3,0), Eltern etwas besser (2,7), Schüler genau mit 2,8.
Bei der Erhebung habe es durchaus einige Überraschungen gegeben, meinte die Generalsekretärin der B & C Privatstiftung, Mariella Schurz. So wurde etwa der Umgang mit Schülern nichtdeutscher Muttersprache mit „Gut“ bewertet (2,0). „Da dürfte die eigene Wahrnehmung von der veröffentlichten Meinung abweichen.“ Tirol liegt hier allerdings mit nur 32 Prozent „Sehr gut“ eher am Ende der Tabelle, nur knapp vor Niederösterreich (29 Prozent). Am besten ist der Wert in Wien: Hier vergeben 44 Prozent die Note „Sehr gut“.
„Großbaustellen“ bei IT-Ausstattung, Tiroler Lehrer sehr zufrieden
Bedenklich sei österreichweit die schlechte Bewertung der Hardware-Ausstattung der Schüler: Hier wurde nur die Note 2,5 vergeben. Generell ortete Schurz in der IT-Ausstattung und den Arbeitsplätzen an den Schulen „Großbaustellen“.
Einen Österreich-Topwert fährt Tirol ein, wenn es um die Beurteilung der Aufstiegschancen für Pädagogen geht: 24 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer bewerten diese mit „Sehr gut“. Auch mit ihrer Arbeitsplatzsituation sind Tirols Lehrpersonen überdurchschnittlich zufrieden: 29 Prozent vergeben die Bestnote. Lob gibt es von den Tiroler Schülerinnen und Schülern für den „praxisbezogenen Unterricht“: Fast ein Viertel der Befragten vergibt dabei die Bestnote. Auf dem letzten Platz landet Tirol, wenn es um das Angebot von Lernprogrammen und digitalen Unterrichtsmaterialien geht: Nur 23 Prozent finden die bestehenden Angebote sehr gut, zehn Prozent nicht genügend und 13 Prozent genügend. Was die Beurteilung des Bildungssystems durch die Lehrer betrifft, stellen Tirols Pädagogen diesem ein besonders gutes Zeugnis aus: Zwölf Prozent vergeben dabei die Note „Sehr gut“ – der Topwert in Österreich. Schlusslicht ist hier das Burgenland mit gerade einmal drei Prozent der Pädagogen, die die Bestnote vergeben.
Auffällig ist laut den Studienautoren, dass Eltern von Kindergartenkindern zunächst noch eine sehr gute Meinung vom heimischen Bildungssystem haben, dieser Wert sich aber im Laufe der Zeit, in der Kinder sich dann im Schulsystem befinden, deutlich verschlechtert. Österreichweit sehen Lehrerinnen und Lehrer ihren Beruf allgemein gesellschaftlich zu gering wertgeschätzt.
Mit den gestern präsentierten Daten ist das Projekt „Bildungsklima-Index“ nicht abgeschlossen. In den kommenden Monaten sollen einzelne Bereiche detaillierter analysiert werden. Die Gesamterhebung soll in zwei Jahren wiederholt werden, dazwischen will man auch Teilerhebungen über einzelne Gebiete machen. (np, APA)