Die jüngsten Osttiroler mit Suchtverhalten sind elf Jahre alt
Lienz – Im Landesvergleich stellt die Suchthilfe Tirol im Bezirk Lienz ein höheres Aufkommen junger Klienten bis zum Alter von 29 Jahren fest. Ihre Anzahl entspricht ungefähr jener, die 30 Jahre und älter sind. „Ich werte das als Zeichen dafür, dass wir die Jungen in Osttirol gut erreichen“, erklärte Wolfgang Sparber, der Geschäftsführer der Suchthilfe Tirol, im Rahmen eines Pressegespräches. Vorgestellt hat Sparber nicht nur die Beraterin in Lienz, Bianca Gussnig, sondern auch die Neuorganisation des Hilfsangebotes. Der Verein sucht.hilfe BIN und die Suchtberatung Tirol wurden zur „Suchthilfe Tirol“ zusammengeführt. Angeboten wird auch ein Psychosozialer Krisendienst Tirol, der telefonisch unter 0800/400120 rasche und professionelle Hilfe für Menschen in psychischen Krisen bietet.
Gussnig betreut in der Zweigstelle in der Rosengasse in Lienz seit einem Jahr für die Suchthilfe 140 Klienten. Dazu zählen nicht nur die Betroffenen selbst, sondern zu einem guten Teil auch ihre Angehörigen. Drei Viertel davon sind Männer, die jüngsten Klienten nur elf Jahre alt. „Wobei wir es beim Suchtverhalten der Jüngsten mit Medienkonsum zu tun haben“, erläutert die Beraterin. „Gottseidank.“
Medien, Alkohol, Zigaretten oder Medikamente sind legal verfügbar, außerdem werde an illegalen Substanzen in Osttirol alles konsumiert, was man in Großstädten erwartet. Kaum ins Gewicht fällt in Lienz die Anzahl derer, die aufgrund behördlicher oder gerichtlicher Maßnahmen in Therapie geschickt wurden. „Fast alle kommen freiwillig, und das ist gut so“, erklärt Gussnig. Schon ein vager Verdacht von Angehörigen, dass mit jemandem im Umfeld „etwas nicht stimmt“, sei der richtige Zeitpunkt für eine fachliche Beratung. „Wir stärken die Angehörigen und erreichen die Suchtgefährdeten viel früher.“ Manche Leidensgeschichte ziehe sich über Jahre. „Sucht ist eine Krankheit, für die es Hilfe gibt.“ Diese ist kostenlos und völlig anonym. (bcp)