Zurück zum historischen „Marktanger“ in Hall
Der Haller Gemeinderat beschloss die Um- bzw. Wiederbenennung eines prominenten Altstadt-Areals. Auch der Jesuit „Padre Kino“ wird zum Straßennamenspaten.
Hall – Für die Haller Stadtführung ist es eines der zentralen Projekte dieser Gemeinderatsperiode: Aus der ehemaligen Europa-Mittelschule im Herzen der Altstadt wird ein Dienstleistungszentrum („Haus am Marktanger“). Die Adaptierungsarbeiten laufen seit Monaten: Die früheren Klassenzimmer wurden zu barrierefreien Büro- und Praxiseinheiten umgebaut, der Zugang erfolgt künftig über den neugestalteten Haupteingang samt Lift auf der Ostseite. Die Vermietungslage ist laut BM Eva Posch „sehr gut“, erste Mieter ziehen im Sommer ein. Dazu zählen Therapeuten und Beratungseinrichtungen, Ärzte oder ein technisches Büro. Auch der so genannte „White Room“, der für kleinere Veranstaltungen dienen soll, ist bereits fertig.
In seiner jüngsten Sitzung hat der Gemeinderat nun beschlossen, dass die Verkehrsfläche nördlich des Rathauses Richtung Krippgasse – ein Areal, dessen historische Nutzung als Marktgelände seit dem späten 15. Jahrhundert belegt ist – wieder den Namen „Marktanger“ erhalten wird. Damit erhält das neue Dienstleistungszentrum auch gleich eine neue, geschichtsträchtige Adresse: „Marktanger 1“.
In derselben Sitzung wurde noch eine weitere markante Namensänderung beschlossen: Eine Verkehrsfläche im Haller Gewerbegebiet südlich der B171 heißt künftig „Padre-Kino-Straße“. Gewürdigt wird damit ein auch als Eusebio Chini bzw. Eusebius Franz Kühn bekannter Jesuit (1645–1711) aus dem heutigen Trentino, der seine Ausbildung u. a. am Jesuitenkollegium in Hall erhielt. Später ging er als Missionar nach Mexiko, wo der erklärte Gegner der Sklaverei in engem Austausch mit der indigenen Bevölkerung stand. Bis heute ist „Padre Kino“ in Mexiko und den USA – anders als in Tirol – ein bekannter Name, er wird als berühmte Persönlichkeit sogar in der „National Statuary Hall Collection“ in Washington, D. C. gewürdigt.
Generell werde es „immer schwieriger, für Straßennamen Persönlichkeiten ohne eventuellen Makel zu finden“, befand Kulturstadtrat Hans Tusch, hier sei das gelungen. Die betreffende Straße, bisher Privatfläche, wurde zugleich ins öffentliche Gut der Stadt übernommen. (md)