Der Weg zum „Sterndl“ ist ein rustikaler
Widerständig, schnell, schnörkellos: Klaus Rohrmoser macht aus Schönherrs „Weibsteufel“ wieder ein solides Stück Volkstheater.
Von Barbara Unterthurner
Hochfügen – Freilufttheater bedeutet immer auch Risiko. Fast hätte das Wetter der jüngsten Steudltenn-Premiere am Mittwoch hoch oben in Hochfügen einen Strich durch die Rechnung gemacht – fast! Spielen wollte man um jeden Preis, auf der Terrasse des Hotels Lamark, wo Karl Schönherrs „Weibsteufel“ dank Regenguss zur Rutschpartie wurde. Eben wetterbedingt – das Schauspieltrio Lisa Hörtnagl, Francesco Cirolini und Edwin Hochmuth blieb standhaft und lieferte ein solides Stück Volkstheater ab.
„Weibsteufel“ gilt als eines der meistgespielten Stücke im süddeutschen Raum, 1915 in Wien uraufgeführt, feierte es zuletzt in der Regie von Martin Kušej mit Tobias Moretti und Birgit Minichmayr in den Hauptrollen an der Burg sein ganz großes Comeback. Protagonisten der rustikalen Dreiecksbeziehung sind der Schmuggler (das „Mandl“, gespielt von Hochmuth), sein Weib (Hörtnagl) und der neue Grenzjäger (Cirolini), der sich mit der Überführung des Duos sein erstes „Sterndl“ verdienen will. Geschmuggelt wird hier im großen Stil, unter dem Fußboden sind Seide und Spitze versteckt, im Stubentisch liegt der Schmugglerverdienst; Geld, das das Ehepaar einmal, wenn schon kinderlos, so doch wenigstens vom Verschlag am Berg ins schönste Haus am Marktplatz upgraden soll.
Die zündende Idee, wie man dem Schmuggler endlich auf die Schliche kommt, liefert der Polizeikommandant: Der neue Grenzjäger solle sich doch über dessen Frau annähern. Und sie gerät schon bald zwischen die Fronten, eine Femme fatale, die Opfer zugleich ist. Schlussendlich sind sogar große Gefühle im Spiel – oder doch nicht?
Absolut überzeugend ficht Lisa Hörtnagl diesen facettenreichen Kampf gegen sich selbst und die drohende Ohnmacht, der Weibsteufel switcht quasi im Minutentakt von der rabiaten Rädelsführerin zur Verführerin, zur aufopfernden Glucke – und dass da noch mehr Gefühle drinnenstecken, wird zumindest angedeutet. Grobschlächtiger ist da ihr Ehemann (ein fieser Hochmuth), ihr völlig ausgeliefert ist der Jäger (schön gebrochener Cirolini) – einst strahlender Ritter im Ledermantel (Kostüme: Salha Fraidl), später Gejagter und Täter.
Klaus Rohrmoser legt den „Weibsteufel“ fürs Steudltenn so an, dass er auch zu einer Umgebung passt, in der das Läuten der Kuhglocken zum Soundtrack wird, der ungewollt die Musik von Judith Keller übertönt: rustikal und schnörkellos wie das Mobiliar auf der kargen Bühne (von Gerhard Kainzner). Dieses schnelle Stück braucht nur drei Figuren, viel Schnaps und ein Messer; ergibt einen Theaterabend, der allen Widrigkeiten trotzt.
Infos
Weibsteufel. Bis 3. Juli.
- Nächste Vorstellung: Sa., 26. Juni;
- für die Vorstellung am So., 27. Juni, gibt es noch Karten.