Mit den Immo-Preisen in Tirol steigen die Kreditschulden
Nahm man vor 10 Jahren im Schnitt 120.000 Euro Bauspar-Darlehen für eine Wohnung, sind es nun 240.000 Euro. Die Sparkassen weisen die Kritik der OeNB zurück.
Von Max Strozzi
Innsbruck – Wer in Tirol eine Wohnung kaufen will, muss Jahr für Jahr immer tiefer in die Tasche greifen. Entsprechend steigt Jahr für Jahr auch die Kreditsumme, die man für einen Wohnungskauf benötigt. Lag etwa die durchschnittliche Höhe von Bauspardarlehen vor 10 Jahren bei 120.000 Euro, waren es im Vorjahr 240.000 Euro, wie Erste Bank, Sparkassen und s-Bausparkasse gestern in Innsbruck im Rahmen der Präsentation ihrer Wohnstudie mitteilten. Die durchschnittliche Wohnungsgröße blieb in dem Zeitraum mit rund 99 Quadratmetern konstant. „Die Immobilienpreise sind hoch, die Nachfrage auch“, sagte Andreas Kaim, Vorstand der s-Bausparkasse. In Österreich sei die Nachfrage von Investoren nach Renditeobjekten „enorm“.
Im Schnitt bringen Wohnungskäufer 20 % an Eigenmitteln mit, wie aus der Sparkassen-Umfrage unter 1300 Personen in Österreich – davon 150 in Tirol – hervorgeht. Eine solche Eigenmittelquote bezeichnete die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) im Zuge ihrer Warnung vor einem überhitzten Immobilienmarkt unlängst als Mindestmaß für die Vergabe eines Immobilienkredits. Walter Hörtnagl, Obmann Sparkassen-Landesverband Tirol und Vorarlberg, interpretiert diese Leitlinie großzügiger. Die könne man „nicht so streng“ auslegen, es müsse eine gewisse Flexibilität geben.
Unterschiedliche Zahlen bei Eigentumsquote
Laut der Sparkassen-Umfrage wohnen 70 % der Tiroler in Eigentum, was „deutlich höher als der Österreichschnitt“ von 60 % sei. Die Statistik Austria kommt für Tirol dagegen auf eine Eigentumsquote von 54 %, was im Bundesländervergleich im Mittelfeld liegt und weit entfernt vom europäischen Schnitt von etwa 70 % ist. Wie man sich einen derart großen Unterschied zu den Eigentums-Zahlen der Statistik Austria erklärt? Womöglich liege dies an der Art der Befragung, meint die Bank.
Laut der Sparkassen-Studie sind Immobilienpreise in Österreich von 2007 bis 2019 um mehr als 80 Prozent gestiegen, während die Haushaltseinkommen real in etwa unverändert blieben. Die Zinsen sind um rund ein Drittel niedriger als damals. Dieser Zinsvorteil konnte aber „durch die stark gestiegenen Preise am Immobilienmarkt sowie einer Seitwärtsbewegung beim Haushaltseinkommen kaum genutzt werden“, sagt TiSpa-Chef Hans Unterdorfer. Trotzdem sei die Investition in Eigentum besser, als zu mieten.
Der Umfrage zufolge sagen 63 % der Tiroler, dass in den vergangenen 5 Jahren die Wohnkosten stark oder etwas stark gestiegen sind. 26 % sagen, die Kosten seien gleich geblieben. Gesunken ist in Tirol die Zufriedenheit mit der eigenen Wohnsituation, allerdings nur marginal. 70 Prozent der 150 Befragten in Tirol zeigten sich demnach zufrieden bis sehr zufrieden. Im Vorjahr waren es 72 Prozent.