Millionenschäden nach schweren Hagelunwettern in Ostösterreich
Von Westen her kommend zogen die Gewitterwolken Richtung Osten und entluden sich in den Abendstunden über weiten Teilen des Landes. Mit 19 Millionen Euro gab es den höchsten Schaden durch Hagelunwetter in Niederösterreich.
St. Pölten, Linz, Graz – Schwere Hagelunwetter haben am Donnerstag Millionenschäden in der heimischen Landwirtschaft verursacht. „Aktuell gehen wir aufgrund der heutigen Unwetter von einem Gesamtschaden an landwirtschaftlichen Kulturen in den Bundesländern Oberösterreich und Niederösterreich von 28 Millionen Euro aus", teilte Kurt Weinberger, Vorstandsvorsitzender der Österreichischen Hagelversicherung, mit. In der Steiermark gab es Schäden in der Höhe von 600.000 Euro.
Von Westen her kommend zogen die Gewitterwolken Richtung Osten und entluden sich in den Abendstunden über weiten Teilen des Landes. Mit 19 Millionen Euro gab es den höchsten Schaden durch Hagelunwetter in Niederösterreich. Besonders betroffen waren die Bezirke Zwettl, Gmünd, Tulln, Hollabrunn und Mistelbach, Schäden gab es aber auch in den Bezirken Neunkirchen und Bruck an der Leitha. Am Abend wurde vor allem das Weinviertel zum Hotspot. Vielerorts - wie in Hollabrunn - gab es tennisballgroße Hagelkörner. „Vom Getreide bis zum Wein entstand auf einer Gesamtfläche von rund 26.000 Hektar ein Schaden. Oftmals ist die Ackerkultur gar nicht mehr erkennbar", bilanzierte Josef Kaltenböck, Landesleiter Niederösterreich-Ost der Hagelversicherung.
Neun Millionen Euro Schaden in Oberösterreich
Teils golfballgroßen Hagelkörnern haben in Oberösterreich für 952 Einsätze der Feuerwehren gesorgt. Am schlimmsten traf es die Bezirke Grieskirchen, Urfahr-Umgebung, Rohrbach und Freistadt. 104 Feuerwehren mit rund 1560 Helfern mussten zu Überflutungen, Sturm- und Hagelschäden ausrücken, u.a. zerstörte Dächer provisorisch eindecken und Straßen von umgestürzten Bäumen befreien, so das Landesfeuerwehrkommando Oberösterreich.
In Linz hat das Unwetter vor allem im Stadtteil Pichling schwere Schäden angerichtet. Laut Berufsfeuerwehr gab es dort bei mehreren Häusern Totalschäden an den Dächern, Glashäuser wurden zerstört und viele Autos schwer beschädigt, hieß es am Freitag.
Ein Gewitter hatte am frühen Donnerstagabend auf der Welser Autobahn (A25) bei Weißkirchen (Bezirk Wels-Land) zu einem Serienunfall Richtung Linz geführt. Fünf Lkws, fünf Pkws und ein Kleintransporter fuhren aufeinander, in der Gegenrichtung kollidierten noch einmal zwei Pkws. Sechs Personen wurden verletzt. Die Autobahn war wegen der Aufräumarbeiten rund vier Stunden gesperrt, so die Polizei.
Der Gesamtschaden in Oberösterreich belief sich auf neun Millionen Euro. „Betroffen sind alle landwirtschaftlichen Kulturen, Wintergerste ist die Hauptkultur - das Schadensausmaß reicht bis hin zu einem Totalausfall", so der oberösterreichische Landesleiter der Hagelversicherung, Wolfgang Winkler. Laut Landesfeuerwehrkommando Oberösterreich war vor allem das Mühlviertel, konkret die Bezirke Rohrbach, Urfahr-Umgebung und Freistadt, von Unwettern betroffen. Erst am Dienstag gab es in der oberösterreichischen Landwirtschaft durch schwere Hagelunwetter einen landwirtschaftlichen Gesamtschaden von 22 Millionen Euro.
Der ÖGB Oberösterreich wies daraufhin, dass Arbeitnehmer, die wegen Unwetters nicht oder nicht pünktlich zur Arbeit kommen können, keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu fürchten hätten. „Es handelt sich um einen Verhinderungsgrund, der das Fernbleiben rechtfertigt", stellte Landessekretär Stefan Guggenberger klar. Das Gleiche gelte auch, wenn Betreuungseinrichtungen geschlossen bleiben und Eltern die Kinderbetreuung zu übernehmen hätten. Man müsse jedoch „alles Zumutbare" unternehmen, um zur Arbeit zu kommen und man habe den Arbeitgeber von der Verspätung bzw. der Verhinderung zu informieren, hieß es in einer Pressaussendung der Gewerkschaft.
Im Rahmen einer Pressekonferenz bedankte sich Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Freitag in Linz bei den Feuerwehren für deren rasche Hilfe. Das Wetter erzeuge mit „schlimmen Kapriolen schwere Schäden" verwies er auch auf die vom Bund zugesicherten Mittel aus dem Katastrophenfonds für Betroffene, die unverschuldet in eine Notlage geraten seien.
Auch in Niederösterreich faustgroße Hagelkörner
Faustgroße Hagelkörner sind am Donnerstagabend während eines heftigen Unwetters auf Schrattenberg bei Poysdorf im Bezirk Mistelbach niedergegangen. Die Dächer von 250 Objekten in der 834 Einwohner zählenden Gemeinde in einer Talmulde am Fuße des 291 Meter hohen Raistenberges wurden nach Feuerwehrangaben zum Teil massiv beschädigt. Über das Ausmaß der Zerstörungen herrschte blankes Entsetzen.
📽️ Video | Auf Schrattenberg gingen faustgroße Hagelkörner nieder
Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) besuchte am Freitagvormittag die Gemeinde im nördlichen Weinviertel. Sie zeigte sich entsetzt ob der angerichteten Schäden, betonte aber auch, dass "die Sicherheitsfamilie Niederösterreich" einmal mehr funktioniert habe. Den 110 Feuerwehren mit 1.600 Helfern, die bei den jüngsten Unwettern im Bundesland im Einsatz waren, sprach Mikl-Leitner ihren Dank aus.
Die Helfer des Bezirkes Mistelbach mussten jedoch nicht nur gegen Unwetterschäden ankämpfen. Am späten Abend kam es in Wildendürnbach zu einem Scheunenbrand durch Blitzschlag. Sechs Feuerwehren mit 121 Mann rückten aus. Der Einsatz dauerte bis in die späten Nachtstunden. Atemschutztrupps verhinderten ein Übergreifen der Flammen auf weitere Objekte.
Insgesamt waren am Donnerstagabend und in der Nacht auf Freitag im Bezirk Mistelbach 24 Feuerwehren aufgeboten. Von den Hunderten Einsatzkräften seien viele selbst vom Unwetter betroffen gewesen, berichtete das Kommando. Die Helfer seien an ihre Leistungsgrenze gegangen, um die Lage rasch unter Kontrolle zu bringen, betonte Bezirksfeuerwehrkommandant Markus Schuster.
9000 Hektor landwirtschaftliche Fläche in Steiermark betroffen
Josef Kurz, Landesleiter in der Steiermark, teilte mit, dass in der „Grünen Mark" eine landwirtschaftliche Fläche von fast 9000 Hektar betroffen war. Das Schadensausmaß beläuft sich auf 600.000 Euro. Im Bundesland Salzburg war die Lage im Gegensatz zu den vergangenen Tagen ruhig, so das Landesfeuerwehrkommando zur APA. (APA)