Türkei

Polizei ging mit Tränengas gegen Pride Parade in Istanbul vor

Die Polizei setzte Tränengas gegen die Pride-Parade-Teilnehmer ein, die durch das europäische Zentrum der Stadt liefen. Mehrere Menschen wurden festgenommen.
© BULENT KILIC

Berichten zufolge wurden auch Plastikgeschoße in die Menge gefeuert. Mehrere Menschen wurden laut Organisatoren festgenommen.

Istanbul – Einem Demonstrationsverbot und massivem Polizeiaufgebot zum Trotz haben sich in Istanbul am Samstag Hunderte Menschen zur Pride Parade versammelt. Die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein, die durch das europäische Zentrum der Stadt liefen, wie eine Reporterin mitteilte. Berichten zufolge wurden auch Plastikgeschoße in die Menge gefeuert. Mehrere Menschen wurden laut Organisatoren festgenommen.

📽️ Video | Zusammenstöße am Pride-Day in Istanbul

Unter dem Motto „Die Straße gehört uns“ hatten verschiedene Zusammenschlüsse zu der Parade aufgerufen. Die Protestierenden kritisierten unter anderem ein zunehmend LGBTQI+-feindliches Klima im Land. LGBTQI+ steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans-, Inter- und queere Menschen und das Pluszeichen als Platzhalter für weitere Identitäten.

Auch AFP-Fotograf wurde festgenommen

Zu den Festgenommenen zählt auch ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP. Wie auf Bildern in den Online-Netzwerken zu sehen war, wurden Bülent Kilic bei seiner Festnahme von Polizisten auf den Boden gedrückt. Kilic wurde am Samstag stundenlang auf einer Istanbuler Polizeiwache festgehalten, bevor er am Abend wieder freigelassen wurde. Kilic hat wegen seiner „gewaltsamen Festnahme“ nach eigenen Angaben Anzeige gegen die beteiligten Polizisten erstattet.

AFP protestierte gegen die gewaltsame Festnahme des Fotografen, der nur seiner „Arbeit als Journalist“ nachgegangen sei. Auch die türkische Sektion der Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen verurteilte die Festnahme des AFP-Reporters.

Untersagung wegen „Moral-Verstoß“

Bereits am Vortag wurden rund um den Veranstaltungsort Absperrgitter aufgestellt, die Demonstration wurde wenige Stunden vor dem geplanten Beginn von der Stadtteilregierung untersagt. Die Anordnung erging unter Berufung auf das Demonstrationsgesetz, das Verbote unter anderem wegen Verstoßes gegen die „Moral“ ermöglicht.

„In der Türkei sind wir seit 2015 mit einem radikalen Wandel der Regierungspolitik gegenüber LGBTQI+ Menschen konfrontiert. Der Staat hat den LGBTQI+-Menschen sozusagen den Krieg erklärt“, sagte Yildiz Tar von der Organisation Kaos GL der Deutschen Presse-Agentur. Die Regierung übe eine Politik aus, die darauf abziele, die Feindschaft gegenüber LGBTQI+ im „gesamten Volk zu verbreiten“. Hassverbrechen würden nicht bestraft und nähmen stetig zu. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat LGBTQI+ in der Vergangenheit immer wieder verbal angegriffen.

Zu Beginn der Woche war in Istanbul zudem ein Picknick anlässlich der sogenannten Pride-Week untersagt worden. Mehreren Berichten zufolge beschlagnahmte die Polizei Utensilien in Regenbogenfarben. Im vergangenen Jahr hatte das Handelsministerium angeordnet, Produkte mit Regenbogenfahnen und anderen Symbole für sexuelle und Gender-Vielfalt als ungeeignet für Menschen unter 18 Jahren zu kennzeichnen. (APA/dpa/AFP)

Rund 30.000 Demonstranten bei Pride-Parade in Paris

Mit Regenbogenflaggen und farbenfrohen Plakaten sind am Samstag in Paris zehntausende Menschen zur Pride-Parade auf die Straße gegangen. Die Demonstranten zogen vom Pariser Vorort Pantin zum Platz der Republik im Zentrum der französischen Hauptstadt. Die Polizei bezifferte die Teilnehmerzahl auf rund 30.000.

Es war das erste Mal, dass eine Pride-Parade in einer der Pariser Banlieues startete. Der Sprecher der Organisation Inter-LGBT, Matthieu Gatipon-Bachette, sagte, die Entscheidung, Pantin zum Startpunkt der Parade zu machen, sei getroffen worden, um die Veranstaltung inklusiver zu machen. "Indem wir die Pride hierher bringen, zeigen wir, dass sie allen gehört", sagte er. Auch in zahlreichen anderen Metropolen fanden am Samstag Pride-Paraden statt.