Österreich

Nur jede zweite Frau wechselt vom Beruf in die Pension

Nur ein Viertel der Frauen, die in den Branchen Tourismus oder Reinigung beschäftigt waren, gehen als Erwerbstätige in Pension.
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48 Prozent der Frauen wechseln direkt vom Job in die Pension. AK und ÖGB warnen vor steigender Altersarmut mit der Anhebung des Pensionsalters.

Wien – Wenige Erwerbsjahre, geringerer Lohn – Frauen in Österreich haben im Schnitt eine um fast 50 Prozent geringere Pension als Männer. Zudem wechselten im Jahr 2019 nur 48 Prozent der Frauen in Österreich direkt aus dem Erwerbsleben in die Pension, wie eine Studie von Wifo und Forba im Auftrag der Arbeiterkammer zeigt.

Laut AK-Präsidentin Renate Anderl sei die aktuelle Lage „erschütternd“. Noch dramatischer sei die Situation, wenn man sich nur die Zahlen der unselbstständig beschäftigten Frauen ansehe. Hier zeigen sich auch große Unterschiede zwischen den Branchen. Besonders negativ fallen dabei die Branchen Tourismus und Reinigung auf, wo nur 25,1 bzw. 27,7 Prozent der Frauen direkt in die Pension gehen. Auf der anderen Seite sind es in der öffentlichen Verwaltung und den Sozialversicherungen (ohne Beamte) mehr als 70 Prozent.

Der Anteil der Frauen, die mit 60 Jahren in Pension gegangen sind, ist in den vergangenen zehn Jahren zwar deutlich gestiegen. Allerdings hat sich damit auch die Erwerbslücke zwischen letzter Beschäftigung und dem Zeitpunkt des Pensionsantritts von mehr als fünf Jahren auf knapp sechs Jahre erhöht. Die Gründe dafür seien unterschiedlich, sagt Anderl: „Der Betrieb sperrt zu, oder man wird einfach gekündigt.“ Auch körperliche oder psychische Belastungen führten dazu, dass man seinen Beruf nicht mehr ausführen kann.

Wenn jetzt nicht gehandelt wird, rollt eine Belastungswelle auf die Frauen zu.
Korinna Schumann (ÖGB-Vizepräsidentin)

Durch die Angleichung des Pensionsantrittsalters von Frauen und Männern ab 2024 drohe sich die Situation nun weiter zu verschärfen, warnen Anderl und die ÖGB-Vizepräsidentin und -Frauenvorsitzende Korinna Schumann. Niemand sei auf die Anhebung des Frauenpensionsalters vorbereitet, es komme „eine bedrohliche Situation“ auf die Frauen zu, sagte die ÖGB-Vizepräsidentin. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, „rollt eine Belastungswelle auf die Frauen zu“ und die Altersarmut werde steigen.

Vor allem müssten die Arbeitsbedingungen verbessert werden, um gesund bis zum Pensionsantritt arbeiten zu können, fordern Anderl und Schumann. Es brauche altersgerechte Arbeitsplätze, wirksame Arbeitsmarktprogramme für Frauen, Vollzeitangebote für Frauen und eine Verkürzung der Arbeitszeit. Weiters auf der Forderungsliste stehen ein Rechtsanspruch auf Altersteilzeit sowie auf einen Kinderbetreuungsplatz ab dem 1. Lebensjahr des Kindes und der Ausbau der mobilen und stationären Pflege – um Frauen von der Doppel- und Dreifachbelastung zu entlasten.

Während SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner sofortiges Handeln der Regierung fordert, sieht NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker hingegen keinen Grund, die Alarmglocken schrillen zu lassen. Er bestreitet zwar nicht, dass in körperlich sehr fordernden Berufen noch einiges getan werden muss, damit Frauen den gesetzlichen Pensionsantritt ohne Lücke schaffen. Es sei aber nicht richtig, von einzelnen Bereichen zu verallgemeinern. (ecke, APA)

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