Flutkatastrophe

Unwetter in Deutschland: In Nordrhein-Westfalen keine Vermissten mehr

In Bad Münstereifel (Nordrhein-Westfalen) hat die über die Ufer getretene Erft erhebliche Schäden angerichtet.
© Oliver Berg

In Nordrhein-Westfalen starben insgesamt 47 Menschen, darunter vier Feuerwehrleute. In Rheinland-Pfalz sind bisher 133 Menschen gestorben, 73 weitere galten noch als vermisst.

Düsseldorf – Zwei Wochen nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands werden im Bundesland Nordrhein-Westfalen keine Menschen mehr vermisst. Das sagte Landesinnenminister Herbert Reul am Mittwoch in Düsseldorf. Bei dem verheerenden Hochwasser starben demnach in Nordrhein-Westfalen insgesamt 47 Menschen, darunter vier Feuerwehrleute. Im Katastrophengebiet seien weiterhin weit mehr als 3000 Helfer verschiedener Organisationen im Einsatz, so Reul.

In den zerstörten Gebieten waren laut Lagebericht des Ministers trotz fortschreitender Reparatur- und Räumarbeiten weiter 5000 bis 6000 Menschen ohne funktionierende Stromversorgung, auch die reguläre Trinkwasserversorgung konnte teilweise noch nicht wieder hergestellt werden. Wegen der Zerstörungen durch das Wasser waren ferner noch Tausende Mobiltelefonnummern und Festnetzanschlüsse nicht erreichbar. Reul warb um Verständnis. Die noch bestehenden Probleme etwa bei der Stromversorgung ließen sich schwer beheben.

Noch 73 Menschen in Rheinland-Pfalz vermisst

Extreme Regenfälle hatten vor zwei Wochen verheerende Sturzfluten sowie Hochwasser ungekannten Ausmaßes entlang von Flussläufen in Nordrhein-Westfalen und im Bundesland Rheinland-Pfalz ausgelöst. In Rheinland-Pfalz starben nach bisherigen Informationen der Landesregierung in Mainz 133 Menschen, 73 weitere galten noch als vermisst. Die Fluten verwüstete ganze Ortschaften und zerstörten einen Großteil der Infrastruktur, darunter Straßen und Schienen.

In Rheinland-Pfalz waren nach Angaben des Landeskrisenstabs noch immer rund 5000 Helfer von Hilfsorganisationen und Bundeswehr aus dem ganzen Bundesgebiet im Einsatz. Ein Schwerpunkt der Arbeiten war die Versorgung der Bevölkerung mit Essen und Trinkwasser in den teils völlig zerstörten Gemeinden. Pioniere der Bundeswehr und Experten des Technischen Hilfswerk (THW) arbeiteten zudem an der Errichtung von Behelfsbrücken im schwer getroffenen Ahrtal. (APA/AFP)

Warnsystem Cell Broadcast dürfte kommen

Die Unwetter in Deutschland bedeuten auch Rückenwind für eine Technologie, die als Warnsystem - etwa bei drohenden Naturkatastrophen - bisher als verpönt galt: Cell Broadcast. Damit sind Warnmeldungen über das Mobilfunknetz gemeint, die automatisch an alle in einem Netzabschnitt angemeldeten Mobiltelefone gehen.

Der Handy-Alarm für alle soll Sirenen und die Warn-App NINA ergänzen. Innenminister Horst Seehofer (CSU) kündigt an: "Ich glaube, man kann das in diesem Jahr hinbringen." Diese Ankündigung sei wohl nicht so zu verstehen, dass dieses Warnsystem noch in diesem Jahr aktiviert würde. Mobilfunkbetreiber halten sich bisher bedeckt, wie lange sie benötigen würden, um das System an den Start zu bringen. Telefonica Deutschland sagte, aktuell werde allgemein mit einer Dauer von rund zwölf Monaten gerechnet, bis Cell Broadcasting implementiert wäre - vorher müsse allerdings die gesetzliche Grundlage geklärt sein.

Die Möglichkeit, alle in einem bestimmten Gebiet eingeloggten Mobiltelefone mit einem SMS für eine Warnung zu erreichen, setzt eine rechtliche Zulässigkeit voraus, stellte das österreichische Innenministerium klar. Hierzulande wurde KATWARN (eine Katastrophenwarnung u.a. via Gratis-App) etabliert, das bereits 2017 in den Probebetrieb ging, um sowohl den zuständigen Bundesländern als auch dem BMI ein Instrument zur individuellen Erreichbarkeit der in einem bestimmten Gebiet aufhältigen Menschen in die Hand zu geben. Damit wurde auch einer EU-Vorgabe entsprochen, bis Sommer 2022 ein Bevölkerungswarnsystem einzurichten.