Der Mann, der einmal ein Mädchen war: „Ein Buch, das alle lesen sollten“
Nach einer Geschlechtsangleichung spricht der Silzer Ricardo Föger über sein früheres Ich im Körper einer Frau, seine Biografie und seine Mission, die da lautet: „Toleranz!“
Von Thomas Parth
Silz – Ein kräftiger Händedruck zur Begrüßung. Ein standhafter Blick in die Augen. Ricardo Föger aus Silz ist ein Mann. Dieser Mann ist allerdings als Mädchen auf die Welt gekommen. Schon im Kindergartenalter wusste allerdings sein damaliges Ich, Anja, dass dieser weibliche Körper nicht zur männlichen Seele passt, die darin wohnt.
Erst nach einem jahrelangen schmerzhaften Weg, der in einem Suizidversuch gipfelte, kann Ricardo heute von sich behaupten, mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen. Doch sein Leidensweg ist nur vordergründig die Motivation, warum Ricardo in eineinhalb Jahren seine Geschichte zu Papier brachte. Abseits der chirurgischen Möglichkeiten heutzutage und weit jenseits der Hormontherapie geht es ihm in erster Linie um Wertschätzung und Toleranz.
„Während der Pandemie hatte ich Zeit, um meine Biografie zu schreiben“, sieht sich Föger in einem Boot mit vielen Menschen weltweit, die ihr Leben überdacht haben. All jenen, die sich in eine Rolle gedrängt fühlen, die sich durch Gesellschaft oder finanzielle Zwänge unter Druck gesetzt fühlen, möchte Ricardo Föger Mut zusprechen. „Zugegeben, es ist nicht leicht, die Komfortzone zu verlassen. Es ist mit Sicherheit ein schmerzhafter Prozess. Aber am Ende wird er dich einen großen Schritt näher zu dir selbst bringen.“