Währung

Digitaler Euro könnte vor Ausspähen schützen, viele Fragen offen

Der Aufstieg der vielen Kryptowährungen setzt Europa zunehmend unter Druck, eine eigene digitale Währung auszugeben.
© iStock/Sefa Ozel

Konsumentenschützer fordern, dass ein möglicher digitaler Euro die Privatsphäre der Bürger garantieren muss. Noch sind viele Fragen offen.

Von Nina Werlberger

Frankfurt am Main – Noch ist der digitale Euro Zukunftsmusik. Doch Konsumentenschützer drängen bereits heute auf den Schutz der Privatsphäre, wenn die Gemeinschaftswährung in einer digitalen Version das Licht der Welt erblicken sollte. Ein digitaler Euro sollte demnach so weit wie möglich die Vorteile von Bargeld abbilden. „Zahlungen in der digitalen Welt sollten wie bei Bargeld auch anonym sein“, sagte Dorothea Mohn vom deutschen Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) der dpa. „Kern muss der Schutz der Privatsphäre sein.“

Europas Währungshüter prüfen seit einer Weile die mögliche Einführung eines digitalen Euros. In einer zweijährigen Untersuchungsphase soll es nun um Technologie und Datenschutz gehen. Ob eine digitale Version der Gemeinschaftswährung ergänzend zu Schein und Münze kommen wird, ist aber noch nicht entschieden. Die Europäische Zentralbank (EZB) betonte, in jedem Fall würde ein digitaler Euro Bargeld nur ergänzen und nicht ersetzen.

Konsumentenschützern bereitet der wachsende Einfluss von privaten Zahlungsdienstleistern Sorgen. Konsumenten müssten damit rechnen, dass alle Zahlungen per Karte oder über eine der diversen digitalen Zahlungslösungen systematisch ausgewertet und für kommerzielle Zwecke verarbeitet würden, heißt es in einem Papier des Bundesverbandes. Ein digitaler Euro, der Datenschutz sicherstelle, könne Konsumenten vor kommerzieller Überwachung bewahren und sie unabhängiger von privaten Konzernen machen, die ihre Macht immer mehr ausweiten, sagte Mohn.

Der vzbv fordert zudem, ein digitaler Euro müsse für alle Konsumenten zugänglich sein und den Zahlungsverkehr sicherer vor technischen Ausfällen machen. Zugleich müsse Bargeld zukunftsfest gemacht werden. Nach Überzeugung der Konsumentenschützer liegt die größte Gefahr für Bargeld „in wirtschaftlichen Motiven der Kreditkartenanbieter, FinTechs, BigTechs, Kreditwirtschaft und des Handels“. Einige Firmen hätten ein besonderes Interesse an einer Zurückdrängung von Scheinen und Münzen, „weil jede Barzahlung eine Transaktion ist, an der sie nichts verdienen und die sie nicht ausspähen können“.

Schon vor der Corona-Krise hat sich der Trend zum Bezahlen ohne Scheine und Münzen im Euroraum verstärkt. Die EZB will auch eine Antwort auf den Aufstieg von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether geben. Der große Unterschied: Im Gegensatz dazu stünde ein digitaler Euro unter Aufsicht einer Zentralbank, die die Stabilität der Währung sichert.

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