Innsbruck-Land

Streit um Versickerung und Versiegelung in Hall

Anrainer im Bereich Tschidererweg (Bild)/Behaimstraße/Bahnhofstraße in Hall fürchten nicht nur negative Folgen eines großen Wohnbauprojekts, sondern generell noch stärkere Versiegelung von Bodenflächen.
© Domanig

Anrainer und Teile der Opposition warnen vor Problemen mit Oberflächenwässern im Südwesten von Hall. Die Stadtführung beruhigt.

Von Michael Domanig

Hall – Die Themen Versickerung und Bodenversiegelung sorgen derzeit in Hall für Diskussionen. Mit mehrheitlichen Beschlüssen schuf der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung die raumordnerischen Voraussetzungen für die Neuerrichtung eines Baufachmarkts im Bereich Behaimstraße/Getznerstraße im Gewerbegebiet südlich der Bundesstraße – und zugleich für die notwendige Zufahrt: Die Stadt hat sich hier mit privaten Grundeigentümern nach langwierigen Verhandlungen auf Abtretungsverträge für zusätzliche Straßenflächen geeinigt.

Vize-BM Wolfgang Tscherner (Für Hall) übte Kritik: „Es gibt in diesem Bereich ohnehin schon Probleme mit der Versickerung von Oberflächenwässern, trotzdem genehmigen wir weiter, widmen wir weiter, pflastern wir weiter zu.“ Wie auch die Grünen schlug er vor, dem Errichter des Baufachmarktes im Bauverfahren „dafür zumindest eine Begrünung der Dachflächen vorzuschreiben“.

Es handle sich um gar keine Umwidmung, konterte Raumordnungsausschuss-Obmann Vize-BM Werner Nuding (ÖVP), schließlich bestehe hier ja schon ein Mischgebiet. Und wasserbautechnisch sehe er hier kein Problem: „Alles, was an Niederschlag anfällt, muss am Grundstück selbst versickert werden.“

StR Barbara Schramm-Skoficz (Grüne) ortet am Gesamtareal sehr wohl Schwierigkeiten in Sachen Versickerung: „Ich habe selbst zehn Jahre dort unten gearbeitet, immer wieder standen die Keller unter Wasser, oft gab es große Pfützen am Areal.“

BM Eva Posch (ÖVP) betont, dass „die technischen Voraussetzungen von den Fachleuten genau geprüft“ würden. Für die Anrainer gebe es keine Verschlechterungen, sagt sie zur TT.

Ganz anders beurteilt das Anwohnerin Monika Bucher von der Bürgerinitiative „Für ein lebenswertes Hall-West“: „Das Wasser kann schon jetzt nicht mehr auf natürliche Weise versickern, uns rinnt es bei Regen bereits derzeit regelmäßig herein.“ Durch die zusätzlichen Versiegelungen im Bereich Behaimstraße/Padre-Kino-Straße rechne sie mit einer weiteren Verschlechterung.

Die Bürgerinitiative macht, wie berichtet, vor allem auch gegen ein geplantes Wohnbau-Großprojekt mit ca. 85 Wohnungen am Tschidererweg in Bahnhofsnähe mobil – und erneuert nun ihre Kritik: Die Bevölkerung in diesem Teil von Hall sei bereits jetzt durch Verkehrs-, Staub-, Lärm- und Schadstoffemissionen „in einem nicht tolerierbaren Ausmaß“ belastet, allgemeine Grünflächen und Naherholungszonen gebe es dort keine. Die Anrainer bezweifeln, ob „überdimensionierte Geschoßwohnbauten“ in einem massiv verbauten und versiegelten Gebiet noch tragbar seien. Die Stadtführung sei auch dabei, damit „einen neuen Stau-Hotspot zu schaffen“.

Die Initiative bleibt bei ihren Forderungen: eine Verkleinerung des geplanten Wohnbauprojekts, die Erstellung eines „zukunftsorientierten Verkehrskonzepts für ganz Hall“ und die Einleitung eines strategischen Umweltprüfungsverfahrens – auch wenn das Projekt laut Raumplaner nicht unter das Erfordernis eines solchen Verfahrens fällt.

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