Debatte um Sportplatz-Neubau in Hall-Schönegg: „Stadt weicht Widerstand aus“
Rund um den Sportplatz-Neubau in Hall-Schönegg übt GR Nicolaus Niedrist (Für Hall) harte Kritik an der Stadtführung. Grüne stellen sich indes hinter Bürgerinitiative.
Hall – Was passiert mit den von der Stadt Hall erworbenen Flächen im Bereich der Schönegger Felder, nördlich und nordöstlich des bestehenden Sportplatzes im Stadtteil? Diese Frage dürfte der Stadtpolitik noch erhebliches Kopfzerbrechen bescheren. Bürger gehen, wie berichtet, gegen Pläne auf die Barrikaden, auf den Gründen – Teile davon waren ursprünglich zur Errichtung eines Kinderbildungszentrums gedacht gewesen – eine neue, erweiterte Sportanlage zu bauen.
Als Reaktion hat der Gemeinderat mehrheitlich beschlossen, den ganzen Bereich aus der zweiten Fortschreibung des Örtlichen Raumordnungskonzepts (ÖROK) herauszunehmen, um nochmals alle Optionen – auch, wie von den Anrainern gefordert, eine mögliche Sanierung des alten Sportplatzes – zu prüfen.
GR Nicolaus Niedrist von der oppositionellen Liste „Für Hall“ sprach sich schon im Gemeinderat gegen die Herausnahme des Areals aus: Dies sei eine „rein politische Maßnahme, um vor den Wahlen Widerstand auszuweichen und keine Stimmen zu verlieren“, wirft er der ÖVP-Stadtführung vor. Er ist sicher: „Es wäre sich leicht ausgegangen, den Sportplatz-Neubau noch in die Fortschreibung aufzunehmen.“ Doch die Stadtführung habe monatelang nichts getan, „weil sie eine Entscheidung scheute“.
So sei immer klar gewesen, dass es für den Neubau (u. a. mit zwei Kunstrasen-Fußballplätzen und allem, was schon jetzt Bestand ist, also etwa Basketball- und Beachvolleyballplätzen) eine Widmungsermächtigung und somit eine Abstimmung mit dem Land Tirol braucht. Schließlich liegt ein Teilbereich der Gründe in der landwirtschaftlichen Vorsorgefläche. Dass daher eine „landschaftspflegerische Begleitplanung“ erforderlich ist, „wussten wir seit Herbst“. Doch erst heuer im Mai sei dafür ein Grobkonzept eingelangt – und die formelle Beauftragung überhaupt erst nachträglich im Juni erfolgt.
„Man hätte die Zeit auch nützen sollen, um mit den Bürgern zu reden und Gerüchte auszuräumen“, ergänzt Niedrist. Manche Anrainer würden etwa glauben, dass drei Fußballfelder samt Tribüne geplant seien. „Was hätte dagegen gesprochen, den Plan, der uns Mandataren präsentiert wurde, der Bevölkerung vorzustellen, zumindest in digitaler Form?“
Niedrist steht jedenfalls dazu, dass ein Sportplatz-Neubau alternativlos sei: Fast jede Gemeinde außer Hall, immerhin Tirols viertgrößte Stadt, habe z. B. einen Kunstrasenplatz. „Die Haller Löwen müssen derzeit im Winter zum Trainieren nach Mils.“
Widerstände seien verständlich. „Aber die Anrainer leben schon jetzt neben einer Sportanlage.“ Und es gehe nur um eine Erweiterung, kein „Megaprojekt“. Niedrists Fazit: „Eine öffentlich zugängliche Anlage nützt vielen und nimmt nur wenigen in sehr eingeschränktem Maße Lebensqualität.“ Zudem ließen sich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Anstelle der alten Sportanlage wäre ein Parkhaus denkbar, in dem auch Anrainer Stellplätze anmieten könnten, um so die Parkplatznot im Stadtteil zu lindern.“
Es stimme, dass das naturschutzrechtliche Gutachten für nötige Ausgleichsflächen noch nicht vorliege, sagt Raumordnungsausschuss-Obmann Vize-BM Werner Nuding (ÖVP). Man habe aber deshalb die ÖROK-Fortschreibung insgesamt nicht verzögern wollen. Und es gelte ohnehin, wie von den Anrainern gewünscht, die Untersuchung über eine etwaige Sanierung des alten Sportplatzes abzuwarten. Nuding merkt aber auch an, dass es grundsätzlich „kein Problem“ sei, das Raumordnungskonzept gegebenenfalls jederzeit noch zu ändern, „da ein Sportplatz im öffentlichen Interesse wäre“.
Grünen-Stadträtin Barbara Schramm-Skoficz stellt sich indes hinter die Anrainer-initiative: Deren Widerstand sei „ein klares Zeichen an die Politik gegen weitere Bodenversiegelung“. Auch eine negative gutachterliche Stellungnahme, die es seitens der Aufsichtsbehörde zum Bereich Sportplatz gegeben habe, zeige, „dass es richtig ist, hier zurück zum Start zu gehen“. Eine Altbestandssanierung, eventuell mit Erweiterung, sei unbedingt zu prüfen, leider habe man die Sportanlagen „lang verkommen lassen“. Schramm-Skoficz plädiert aus verkehrstechnischen Gründen auch „für mehrere kleinere, übers Stadtgebiet verteilte Sportplätze“. (md)