Artacts-Festival in St. Johann: Vielfalt abseits des Mainstreams
Drei Tage zwischen Jazz und Elektro: Das artacts-Festival ging am Sonntag zu Ende.
Von Christoph Haunschmid
St. Johann – Das Konzept der Veranstalter der artacts ist aufgegangen. Auch die Verlegung des Termins von März in den Spätsommer war geglückt: prächtiges Wetter, drei ausverkaufte Tage, ein aufmerksames und applausfreudiges Publikum. Sehr unterschiedlich präsentierten sich die Klänge abseits des Mainstreams. Das reicht von den knarrend knirschenden Herausforderungen des spanischen Duos Jordina Milla Nuria Andorra bis zur sorgfältig aufgebauten minimalistischen Rockmusik von Elektro Guzzi mit Pianistin Ingrid Schmoliner.
Der Höhepunkt des Samstags war aber zweifellos das deutsche Quartett Ruf der Heimat um den Drummer Willi Kellers und den Saxophonisten Thomas Borgmann. Das ist Freejazz der besten Sorte, erinnert ein wenig an das, was Archie Shepp mit Roswell Rudd in den 60ern gemacht hat. Hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, wird aber mit Verve und Begeisterung intoniert, lässt dem Blues auch seinen gebührenden Platz. Die vier widmeten das Konzert dem leidenden Volk Afghanistans, womit auch die passende politische Message untergebracht wurde.
Am Sonntag kommt mit Jamie Branch die Musikerin, die das Programmheft der artacts zierte. Die Trompeterin hat mit ihrem Projekt „Fly or Die“ international für Furore gesorgt. In St. Johann spielt sie ein Duo mit Drummer Jason Nazary. Zunächst werden diverse Geräte eingestöpselt, elektronisch Loops und Echos produziert. Sorgfältig schichten die beiden Klangschicht auf Klangschicht. Auf diesem Teppich lässt sich’s trefflich tanzen. Sie verlieren nie den Überblick, führen mit sicherer Hand durch den Sound-Dschungel. Manchmal wünscht man sich mehr Trompete, da ist Branch eine der Besten des Genres.
Als Kontrast danach die Dead Lecturers mit dem Saxofonisten James Brandon Lewis und dem Pianisten Alexis Marcelo. Großer Jubel für den beeindruckenden Jazz des Duos, das seine ekstatischen Gespräche mit literarischen Zitaten musikalischer Vorbilder garniert. Cecil Taylor, Yusef Lateef oder William Parker kommen zu Wort. Das Ende bestreitet mit dem skandinavischen Septett The Way Ahead die größte Formation des Festes. Klug ausgetüftelte Stücke geben den phantasiebegabten Solisten viel Raum für ihre beachtlichen Fähigkeiten. Ein würdiger Abschluss eines famosen Festivals.