Gedenkstein des Anstoßes wird aus Tristach entfernt
Das Denkmal, das 1983 für den SS-General Helmuth von Pannwitz aufgestellt wurde, kommt weg. Das beschloss der Gemeinderat.
Von Catharina Oblasser
Tristach – Jetzt ist es fix: Die Gemeinde Tristach lässt jenen Gedenkstein aus dem Dorfpark entfernen, der einem verurteilten Kriegsverbrecher gewidmet ist. Es handelt sich um den deutschen NS-General Helmuth von Pannwitz (1898–1947), der während des Zweiten Weltkriegs ein Kosakenregiment befehligte. Der General der Waffen-SS wurde zu Kriegsende festgenommen und später nach Moskau gebracht. Dort wurde er 1947 hingerichtet.
Am Donnerstagabend stimmten die Mitglieder des Tristacher Gemeinderates darüber ab, ob der Gedenkstein bleiben soll oder nicht. Das Ergebnis war einstimmig: Der Stein muss weg. Das Denkmal soll der Familie des Generals übergeben werden.
Aufgestellt worden war der Stein samt Tafel im Jahr 1983, auf Initiative einer Soldatenkameradschaft. Warum ausgerechnet in Tristach, weiß man nicht. „Das lässt sich heute nicht mehr sagen“, erklärt Bürgermeister Markus Einhauer. „Auch in unserem Archiv ist dazu keine Antwort zu finden.“ Der einzige Zusammenhang zwischen dem General und der Gemeinde Tristach besteht darin, dass von Pannwitz ein Kosakenkorps befehligte und dass Kosaken zu Kriegsende nahe Tristach an der Drau lagerten.
Damals kam es zur so genannten „Tragödie an der Drau“, bei der sich Männer erschossen oder Frauen mit Babys lieber in den Fluss sprangen, als von der britischen Armee an Stalin ausgeliefert zu werden.
Diese Tragödie hatte allerdings mit Pannwitz’ Kosakenkorps gar nichts zu tun. „Er selbst war überhaupt nie in Tristach“, führt Einhauer aus. „Er steht auch sonst in keiner Verbindung zu unserer Gemeinde.“ Statt des Pannwitz-Steins strebt Tristach eine andere Art des Gedenkens an die Kosaken an, die damals in Osttirol starben. „Die Tragödie an der Drau war mit sehr viel Leid verbunden, das kann man nicht einfach wegwischen“, sagt der Bürgermeister. „Wir wollen eine zeitgemäße Info- und Gedenktafel, eventuell mit Bildern, am Flussufer aufstellen.“ Auch in diesem Punkt votierte der gesamte Gemeinderat mit Ja.
Vor der Abstimmung über den Pannwitz-Stein hatte es Besprechungen innerhalb der Gemeindeführung sowie einen öffentlichen Vortrag für alle Interessierten gegeben. Historiker Peter Pirker von der Uni Innsbruck hatte im Juli das Thema eingehend beleuchtet. Bei Pirkers Vortrag wurde deutlich, dass auch heute noch einige die Kriegsverbrechen der NS-Zeit relativieren und kleinreden.