Kirche

Papst in Slowakei: Warnung vor Spaltung in Europa

Papst Franziskus wurde von der slowakischen Präsidentin Zuzana Caputova in Empfang genommen.
© TIZIANA FABI

„Europa möge sich durch eine grenzüberschreitende Solidarität auszeichnen", forderte Papst Franziskus. Treffen mit Präsidentin Caputova und rund 250 Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten standen am Programm.

Bratislava – Papst Franziskus hat auf seinem Slowakei-Besuch vor einer Spaltung in Europa im Zuge des wirtschaftlichen Aufschwungs nach der Corona-Pandemie gewarnt. Man dürfe nicht Gefahr laufen, sich von der Hast und der Verführung des Gewinns mitreißen zu lassen, und so eine vorübergehende Euphorie erzeugen, "die anstatt zu vereinen spaltet", sagte das 84 Jahre alte katholische Kirchenoberhaupt am Montag beim Besuch im Präsidentenpalais in Bratislava.

"Europa möge sich durch eine grenzüberschreitende Solidarität auszeichnen", forderte der Argentinier, nachdem ihn zuvor die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova in ihrem Amtssitz in Empfang genommen hatte. Dort waren auch Begegnungen mit rund 250 Vertretern der Zivilgesellschaft und Diplomaten anberaumt. Papst Franziskus reist bis Mittwoch durch die Slowakei.

Mit ihrer wechselvollen, vom Christentum geprägten Geschichte sei die Slowakei als ein "Mittelland" dazu berufen, "eine Botschaft des Friedens im Herzen Europas zu sein". Eigens erwähnte der Papst dabei laut Kathpress die "konfliktfreie Entstehung zweier unabhängiger Staaten" vor 28 Jahren in die Slowakische und die Tschechische Republik.

Caputova hatte zuvor in ihrer Ansprache die christliche Tradition ihres Landes betont. Sie würdigte den Papst als "eine der aktuell größten moralischen und spirituellen Persönlichkeiten der Menschheit". Seine Art, das Christentum als lebendiges, wichtiges Element moderner Gesellschaften zu verkünden. Ebenso würdigte sie seinen Einsatz gegen Fundamentalismus, Extremismus und Antisemitismus.

Besuch im "Zentrum Bethlehem"

Am Montag stand für den Papst unter anderen noch ein Treffen mit der jüdischen Gemeinde am Holocaust-Mahnmal in Bratislava auf dem Programm und ein privater Besuch im "Zentrum Bethlehem". Die karitative Einrichtung des Schwesternordens Missionarinnen der Nächstenliebe von Mutter Teresa ist in der Slowakei weitgehend unbekannt. Die Nonnen helfen vor allem Bedürftigen und Obdachlosen, wie der frühere Sprecher der slowakischen Bischofskonferenz, Marian Gavenda, erklärte. Franziskus zeige mit seinem Besuch nicht nur Solidarität mit den Menschen am Rande der Gesellschaft, sondern appelliere auch an die Wohlhabenden. Abschließend empfängt Franzkskus am Abend in der Nuntiatur Parlamentspräsident Andrej Danko und Ministerpräsident Eduard Heger.

Die Slowakei mit rund 5,5 Millionen Einwohnern gilt als streng katholisch. In dem mitteleuropäischen Land wird nach Vatikan-Angaben mit knapp mehr als drei Millionen Menschen der überwiegende Teil der Bevölkerung dem römisch-katholischen Glauben zugerechnet. Die katholische Ortskirche und die Regierung gelten als konservativ. (APA/dpa)

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