Raumfahrt

SpaceX: Erste rein zivile Besatzung ins All gestartet

Die Mission "Inspiration 4" hob an einer Trägerrakete des Typs Falcon um 20.03 Uhr (Ortszeit) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab.
© CHANDAN KHANNA

Die „Dragon"-Kapsel fliegt per Autopilot und kann im Notfall von der Erde aus ferngesteuert werden.

Cape Canaveral – Die ersten Weltraumtouristen sind an Bord einer SpaceX-Rakete des von Elon Musk geführten Raumfahrtunternehmens auf dem Weg ins Weltall. Die Mission "Inspiration 4" hob an einer Trägerrakete des Typs Falcon mit dem milliardenschweren Gründer und Geschäftsführer des Finanzdienstleisters Shift4 Payments, Jared Isaacman, sowie drei Begleiter um 20.03 Uhr (Ortszeit) vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral im US-Bundesstaat Florida ab, wie der SpaceX-Webcast am Mittwoch zeigte.

📽️ Video | Weltraum-Rakete von Elon Musk gestartet

Der Flug ist die erste bemannte Mission in die Erdumlaufbahn ohne professionelle Astronauten, der weit über die Grenze zum Weltraum hinaus in den Orbit führt. Die "Dragon"-Kapsel fliegt per Autopilot und kann im Notfall von der Erde aus ferngesteuert werden.

"Heute inspiriert ihr wirklich die Welt"

Kurz vor dem Start meldete sich das Kontrollzentrum des Raumfahrtunternehmens SpaceX noch einmal bei den vier Passagieren. "Heute inspiriert ihr wirklich die Welt", kam es aus den Lautsprechern. "Gute Reise!" Wenige Minuten später hob die Raumkapsel ab. "Die Ausblicke sind spektakulär", jubelte der 38-jährige US-Milliardär Isaacman, der die "Dragon" für den All-Ausflug gechartert hatte.

Der E-Commerce Milliardär Isaacman hat eine bisher ungenannte Summe an Tesla-Gründer Musk gezahlt, um sich und seine drei Mitstreiter für drei Tage in die Erdumlaufbahn zu schicken. Das Time Magazine beziffert den Ticketpreis für alle vier Plätze auf 200 Millionen Dollar. Das Raumschiff wurde mit einer speziellen Beobachtungskuppel anstelle der üblichen Andock-Luke ausgestattet, damit die vier Laien-Astronauten die Aussicht ins All in einer Höhe von rund 575 Kilometern genießen können.

Die Umlaufbahn ist damit höher als die der Internationale Raumstation oder des Hubble-Weltraumteleskops und laut SpaceX der am weitesten von der Erde entfernte Flug eines Menschen seit dem Ende des Apollo-Mondprogramms der NASA im Jahr 1972. In dieser Höhe soll die Crew die Erde alle 90 Minuten einmal umrunden, und zwar mit einer Geschwindigkeit von etwa 27.360 Kilometern pro Stunde, also etwa dem 22-fachen der Schallgeschwindigkeit.

Wissenschaftliche Experimente

An Bord sind neben Isaacman die 29 Jahre alte Arzthelferin Hayley Arceneaux, die als Kind eine Knochenkrebs-Erkrankung besiegt hatte, der 51 Jahre alte Künstlerin und Professorin Sian Proctor und der 41 Jahre alte Raumfahrtingenieur Chris Sembrosk. Die Mitreisenden suchte Isaacman über verschiedene Benefiz-Aktionen aus, weil er mit der Mission Spenden für ein Kinderkrankenhaus im US-Bundesstaat Tennessee sammeln will. Während des All-Ausflugs, über den auch eine Dokumentation beim Streaming-Dienst "Netflix" entsteht, sollen die vier Passagiere auch wissenschaftliche Experimente durchführen.

"Unsere Crew trägt die Verantwortung und weiß um die Bedeutung dieser Mission", hatte Isaacman kurz vor dem Start gesagt. "Wir haben uns auf die Herausforderungen der kommenden drei Tage gut vorbereitet und freuen uns darauf, unser Erlebnis mit der Welt zu teilen."

Die konkurrierenden Unternehmen Virgin Galactic von Richard Branson und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos boten wohlhabenden Weltraumtouristen bisher nur ein kurzes Eintauchen in die Schwerelosigkeit: Ihre jeweiligen Jungfernflüge mit Branson und Bezos an Bord erreichten die Grenze zwischen Luft- und Raumfahrt, die sogenannte Karman-Linie bei rund 100 Kilometern Höhe. Die Ausflüge dauerten nur einige Minuten. (APA/Reuters/dpa)

Verwandte Themen