Umfrage

Bedrohungssituation für 99 Prozent der Österreicher wahrscheinlich

Fast alle Österreicher halten eine Bedrohungssituation in naher Zukunft für wahrscheinlich.
© Thomas Böhm

Drei Viertel der Befragten haben Vorkehrungen für den Ausnahmezustand getroffen und fast alle befürchten eine Bedrohungssituation in naher Zukunft. Armut, Arbeitslosigkeit und nationale Unruhen sind für die Teilnehmer der Umfrage wahrscheinlicher als Unwetterkatastrophen und Lieferengpässe.

Wien – Bisher haben die Österreicher und Österreicherinnen bei Umfragen selbst bei widrigen Umständen meist optimistisch in die Zukunft gesehen. Dieser Trend dürfte nach mehr als eineinhalb Jahren Corona-Pandemie vorerst vorbei sein. Bei einer Befragung von MAKAM Research hielten gleich 99 Prozent eine Bedrohungssituation in naher Zukunft für wahrscheinlich. Drei Viertel haben Vorkehrungen für einen Ausnahmezustand betroffen.

Armut, Flüchtlingswelle und Inflation am häufigsten befürchtet

Die Befragten hielten drei Bedrohungssituationen am wahrscheinlichsten: Ein Anstieg an Armut, eine weitere große Flüchtlingswelle sowie eine starke Zunahme der Inflation. Am wahrscheinlichsten wird in naher Zukunft eine Zunahme von Armut angesehen, acht von zehn Österreichern und Österreicherinnen erachten dies als "zumindest wahrscheinlich".

79 Prozent rechneten mit einer erneuten Flüchtlingswelle und sieben von zehn von Befragten erwarteten eine hohe Inflation mit einer damit verbundenen starken Preiserhöhung, die als Beschleuniger eines Anstiegs an Armut fungieren kann. Eine steigende Armut sowie eine Beschleunigung der Geldentwertung wurde von Personen, die nicht gegen Covid-19 geimpft sind, häufiger als Bedrohungssituation wahrgenommen als von Geimpften.

Unwetterkatastrophen für Befragte nicht am wahrscheinlichsten

Unwetterkatastrophen befürchteten knapp sieben von zehn der Befragten. Die Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten von Hochwasser, Wirbelstürmen oder anderen umweltbedingten Notlagen wurde wiederum von Covid-19-Geimpften höher eingeschätzt als von Ungeimpften.

Das Auftreten einer neuerlichen Pandemie halten 69 Prozent der Österreicher für zumindest wahrscheinlich. Auch hier zeigte sich ein signifikanter Unterschied zwischen bereits gegen Covid-19 Geimpften und Ungeimpften. Drei Viertel der Geimpften befürchteten eine neuerliche Pandemie, jedoch nur etwas mehr als die Hälfte der Ungeimpften.

Cyberangriffe, Unruhen und Wirtschaftskrise befürchtet

Aber auch sonst ist die Stimmung nicht unbedingt rosig: Zwei Drittel der Befragten hielten einen Cyberangriff auf kritische Infrastrukturen in nächster Zukunft als zumindest wahrscheinlich, 64 Prozent einen Anstieg an Arbeitslosigkeit und 57 Prozent befürchteten eine nationale Wirtschaftskrise. Das Eintreten einer wirtschaftlichen Rezession wird in der Altersgruppe der unter 40 Jährigen deutlich häufiger befürchtet als bei Personen ab 60 Jahren. Auch in der Gruppe der nicht gegen Covid-19 Geimpften wurde eine mögliche Wirtschaftskrise häufiger als wahrscheinlich befürchtet.

Nationale Unruhen befürchtet knapp die Hälfte der Bevölkerung, 30 Prozent äußerten bei der Umfrage die Besorgnis, dass diese zu Ausnahmezuständen führen. Diese Sorgen sind wiederum in der Gruppe der nicht gegen COVID-19 Geimpften signifikant höher als bei anderen.

Als am wenigsten wahrscheinlich erachten die Österreicher und Österreicherinnen - neben dem Auftreten von Erdbeben - Lieferengpässe bei Gütern des täglichen Bedarfs (37 Prozent) und einen Zusammenbruch des Gesundheitssystems (22 Prozent).

75 Prozent der Befragten auf Bedrohung vorbereitet

Drei von vier der Befragten trafen bereits Vorkehrungen für mögliche Bedrohungssituationen. Knapp sechs von zehn haben Nahrungsmittel für zumindest zehn Tage zu Hause gelagert und etwa gleich viele stromunabhängige Lichtquellen, jedoch nur ein Drittel hat ausreichend Trinkwasser zur Überbrückung eines zehntägigen Versorgungsausfalls zu Hause.

Die Ergebnisse resultieren laut MAKAM aus einer Online-Befragung von 523 Österreichern und Österreicherinnen in der Altersgruppe zwischen 20 und 80 Jahren. Der Befragungszeit war September 2021. (APA)

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