Kärnten

Infineon eröffnet Chip-Fabrik: Villach als "Silicon Valley"

Eine Halle in der neuen Fabrik.
© APA/INFINEON AUSTRIA

Per Klick auf eine App wurde die High-Tech-Fabrik für Energiesparchips eröffnet. Die mit einer Investition von 1,6 Milliarden Euro errichtete Produktion von 300-mm-Dünnscheiben für Leistungshalbleiter am Rande der Draustadt ist die größte Industrieinvestition Österreichs.

Villach, Neubiberg – Die neue Infineon-Fabrik für Energiesparchips ist am Freitag in Villach bei einem Festakt mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP), mehreren Ministern, Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser und Villachs Bürgermeister Günther Abel (beide SPÖ) eröffnet worden. Die High-Tech-Fabrik wurde per Klick auf eine App symbolisch in Betrieb genommen. EU-Kommissionsvertreter Martin Selmayr zeigte sich beeindruckt und ortet in Villach ein Ökosystem für ein europäisches "Silicon Valley".

Die mit einer Investition von 1,6 Milliarden Euro errichtete Produktion von 300-mm-Dünnscheiben für Leistungshalbleiter am Rande der Draustadt ist die größte Industrieinvestition Österreichs. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte diese Woche in ihrer Rede zur Lage der EU die Bedeutung der Halbleiterproduktion für Europa hervorgehoben. Europa wolle seine Abhängigkeit von anderen Regionen verringern, versicherte Selmayr: "Ab heute holt Europa auf". Der europäische Anteil an der Mikrochip-Produktion solle bis 2030 von 10 auf 20 Prozent gesteigert werden.

📽️ Video | Statement von Martin Selmayr

Bundeskanzler Kurz betonte die Bedeutung von Innovation – sowohl bei der Chip-Produktion als auch etwa im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Hier sei die Impfung die Innovation. "Wir werden unseren Wohlstand nur aufrechterhalten können, wenn wir wettbewerbsfähig sind und extrem innovativ", sagte er. Dies sei auch im Kampf gegen den Klimawandel wichtig. Er freue sich, dass sich der deutsche Infineon-Konzern bei der Auswahl des neuen Fabrik-Standorts letztlich für Österreich entschieden habe. Kurz lobte auch die Behörden für die rasche Fertigstellung der Fabrik seit der Entscheidung für den Standort Villach im Jahr 2018. "Wenn nicht versucht wird, bei Genehmigungsverfahren einen Fehler zu finden, und wenn alle dahinterstehen, dann ist viel möglich."

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) will Europa krisenfester machen. "Wir brauchen mehr Resilienz in Europa", da werde das Thema Halbleiterproduktion eine große Rolle spielen. Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) erwähnte die Förderung für das Projekt. Im Rahmen eines Förderprogramms für besonders wichtige Technologien wurde Infineon mit rund 100 Mio. unterstützt, das gesamte Programm, das auch andere Mikroelektronik Firmen unterstütze, ist rund 150 Mio. schwer. Das nächste Förderprogramm von rund 125 Mio. Euro werde gerade entwickelt. Die in Villach produzierten Chips würden den CO2-Ausstoß verringern helfen: "Es ist kein Windrad, keine Solaranlage ohne sie denkbar".

400 Arbeitsplätze durch Großprojekt entstanden

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) freute sich über die 400 hochqualifizierten Arbeitsplätze, die durch das Großprojekt entstanden sind. "Man sieht, dass Digitalisierung Arbeitsplätze schafft und nicht vernichtet – wenn man Innovationsführer ist." Bei der Lehre sei Österreich weltweit führend, bei Forschung und Entwicklung könne man hierzulande noch etwas tun. Er wolle weitere derartige "Zukunftsjobs" nach Österreich holen.

Kärntens Landeshauptmann Kaiser meinte zum Lob des EU-Kommissionsvertreters in Österreich für den Standort: "Manchmal widerspreche ich der Europäischen Union - heute nicht". Das Land und die Stadt Villach hätten gemeinsam mit Infineon eine Arbeitsgruppe gegründet, um das Großprojekt zu ermöglichen. Bürgermeister Abel würdigte die Entwicklung Villachs von einer Eisenbahner- zu einer High-Tech-Stadt. Die Konzern-Entscheidung sei goldrichtig gewesen, weil sie den Technologiestandort absichere. Der Infineon-Österreich-Zentralbetriebsrat Robert Müllneritsch lobte die hohe Qualität der neuen Arbeitsplätze.

📽️ Video | Statement von Sabine Herlitschka:

Infineon-Konzernvorstandschef Reinhard Ploss verwies auf die zentrale Funktion von Halbleitern bei der Elektromobilität und der Digitalisierung. "Die Zukunft ist elektrisch - mei, ohne uns wirds nicht gehen", sagte der Bayer. Das neue Werk sei ein ganz zentraler Meilenstein für Infineon. Infineon-Österreich-Vorstandschefin Sabine Herlitschka erhielt bei der Zeremonie viel Lob. Sie bedankte sich ihrerseits beim ganzen Team für die Leistung. (APA)

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