Tirols Apotheken wollen bei Antikörper-Tests mitmischen
Die Apotheken wollen Schnelltests zur Bestimmung des Corona-Titers anbieten. Verwirrung gab es um PCR-Tests, die zu bezahlen waren.
Von Brigitte Warenski
Innsbruck – Corona-Geimpfte und Genesene möchten oft wissen, wie viele neutralisierende Antikörper sich gebildet haben. Die Zahl der Antikörper soll bei der Entscheidung helfen, ob man noch ausreichend immunisiert ist und ob oder wann eine Auffrischungsimpfung notwendig ist. Bisher musste man für diese Titer-Bestimmung zum Arzt oder in ein Labor, wo der Antikörperstatus mittels Blutabnahme ermittelt wurde.
Nun wollen hier auch die Apotheken aktiv werden. „Wir wollen in wenigen Wochen die niederschwellige Möglichkeit der Titer-Bestimmung mit einem Antikörper-Schnelltest in vielen Tiroler Apotheken anbieten. Ich bin gerade dabei , alle Geräte zu sondieren, mit denen qualitativ hochwertige Tests gemacht werden können, und werde die Apotheken über die verschiedenen Systeme informieren“, sagt Tirols Apothekerkammerpräsident Matthias König.
Besonders das Analysegerät eines österreichischen Herstellers kann sich König für den Einsatz in den rund 130 heimischen Apotheken vorstellen. „Es liefert nach der Blutabnahme an der Fingerkuppe Befunde in Laborqualität in rund 20 Minuten und erfasst verschiedene Antikörper, was ermöglicht, zwischen geimpft und genesen zu differenzieren.“ Tirol will damit anderen Bundesländern wie Oberösterreich und der Steiermark folgen, wo die Tests in Apotheken bereits verfügbar sind.
Einziger Wermutstropfen für ganz Österreich: „Noch werden die Antikörper-Schnelltests der Apotheken nicht für den Grünen Pass anerkannt, auch wenn sie alle Qualitätskriterien erfüllen. Noch darf nur ein Arzt diesen behördlich anerkannten Test vornehmen, aber ich hoffe, dass sich das ändert“, so König.
Für Verwirrung haben indessen Infozettel einiger Apotheken gesorgt. Sie haben ihre Kunden darüber informiert, dass PCR-Tests für Reisen nicht mehr gratis sind, sondern 55 Euro kosten. König stellt klar, dass dies nicht der Fall ist. „Das ist irrtümlich von einem einzigen Tiroler Labor falsch kommuniziert worden. Antigentests und PCR-Tests sind für alle in Österreich Versicherten weiterhin gratis in den Apotheken, egal zu welchem Zweck sie gemacht werden.“ Dass viele Tiroler nun umsonst bezahlt haben, glaubt der Apothekerpräsident aber nicht. „Ich gehe nur von einer Handvoll Betroffenen aus. Ich bin überzeugt, dass man in der jeweiligen Apotheke eine Lösung dafür findet.“
Fehlgeleitete Antikörper als Risiko
Innsbruck – Das weltweit größte Covid-Forschungskonsortium COVIDhge hat herausgefunden, dass bestimmte Autoantikörper für eine größere Anzahl schwerer Covid-19-Verläufe verantwortlich sind. Mehr als zehn Prozent der untersuchten Fälle wiesen fehlgeleitete Antikörper auf, die nicht das Virus, sondern das Immunsystem attackierten. „Autoimmunerkrankungen nach SARS-CoV-2 sind extrem häufig, Long-Covid kann eine Folge sein“, sagt auch Dorothee von Laer, Virologin an der Med-Uni Innsbruck. Bei den Impfungen sei hier das Risiko viel kleiner. „Bei den Vektorimpfstoffen von Johnson&Johnson (Janssen) und eventuell auch AstraZeneka könnte es möglicherweise leicht gehäuft Autoimmunerkrankungen geben, die in der Regel nach wenigen Wochen ausheilen. Aber selbst bei Janssen ist diese Folgeerkrankung seltener als eine bei 100.000 Geimpften. Bei den mRNA-Impfstoffen von Pfizer und Moderna wurden fehlgeleitete Antikörper laut von Laer gar nicht beobachtet. (wa)