Italien

Mafia plante Anschlag auf Sohn von prominentem Staatsanwalt

Der prominente Anti-Mafia-Staatsanwalts Nicola Gratteri.
© ALBERTO PIZZOLI

Der Mord an dem Sohn des Anti-Mafia-Staatsanwalts Nicola Gratteri in Kalabrien hätte als Autounfall inszeniert werden sollen.

Rom – Die 'Ndrangheta, die Mafia in der süditalienischen Region Kalabrien, hat einen Anschlag auf den Sohn des prominenten Anti-Mafia-Staatsanwalts Nicola Gratteri geplant. Dies gab ein Ex-Mafioso bekannt, der sich zur Zusammenarbeit mit der Justiz entschlossen hat, wie die Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera in ihrer Sonntagsausgabe berichtete.

Der Anschlag auf einen der Söhne Gratteris hätte als Autounfall inszeniert werden sollen, berichtete der 57-jährige Antonio Cataldo, Mitglied eines einflussreichen Clans der 'Ndrangheta. Er hatte sich nach der Verurteilung zu einer achtjährigen Haftstrafe wegen mafiösen Delikten zur Zusammenarbeit mit der Justiz entschlossen. Bereits 2016 hatte ein weiterer abtrünniger Mafioso von Plänen zur Ermordung eines Sohnes Gratteris berichtet.

Der 63-jährige Gratteri, Oberstaatsanwalt in der Stadt Catanzaro in Kalabrien, zählt zu Italiens prominentesten Anti-Mafia-Experten. Seit 1989 lebt er unter Polizeischutz. Gratteri ist seit Jahrzehnten im Kampf gegen die 'Ndrangheta engagiert. Die Wurzeln der Gruppe reichen bis ins Jahr 1861 zurück. Weithin bekannt wurde die 'Ndrangheta in den 1980er- und 90er-Jahren durch eine Serie von Entführungen in ganz Italien. Auch die Entführung eines Enkels von US-Ölmilliardär John Paul Getty in den 70ern soll auf das Konto der 'Ndrangheta gehen.

Richter Roberto Di Bella, der sich seit fast 30 Jahren mit der kalabrischen Mafia beschäftigt, nennt die 'Ndrangheta „die vielleicht mächtigste kriminelle Vereinigung der Welt". Sie sei aber die mit Sicherheit am weitesten verbreitete, nämlich auf allen fünf Kontinenten. Zu ihren Betätigungsfeldern gehören Drogenhandel, Erpressung, Geldwäsche und illegale Müllentsorgung. Dabei stützt sich die 'Ndrangheta – stärker als andere Mafia-Organisationen – auf Familienstrukturen und Blutsverwandtschaft. Diese Struktur sorgt für starken Zusammenhalt, „weil es nur wenige Abtrünnige gibt", wie Di Bella sagt. (APA)

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