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Diagnose Depression: Dein Geist soll gleiten, nicht dich erdrücken

Symbolfoto.
© iStock

Jeder Fünfte bis Zehnte erkrankt einmal an einer Depression. Wenn das „Feuer in der Seele“ erlischt, setzt auch der Körper aus. Eine Behandlung ist zwar effektiv, doch die Hemmschwelle groß.

Von Jasmine Hrdina

Die gute Nachricht vorweg: Es gibt immer einen Weg. Und: Sie sind nicht allein. 15 bis 20 Prozent aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens einmal an einer Depression – Frauen doppelt so häufig wie Männer. Eine Krankheit, die man von außen nicht sieht – und über die man auch im Jahr 2021, wo es als salonfähig gilt, jedes noch so intime Detail seines Lebens über das Internet der Weltöffentlichkeit aufzuzwingen, trotzdem nicht spricht. Dabei könnte gerade dieses „Outing“ über Leben und Tod entscheiden – und das tut ein mit Fotofilter perfektionierter Avocadotoast selten. Zeit, dass aus dem Tabu ein Thema wird.

Hier finden Sie Hilfe!

Unterstützung finden Betroffene und Angehörige an vielen Anlaufstellen – vom Hausarzt über die Gesundheitskasse bis in die Schulen. Scheuen Sie sich nicht, Probleme frühzeitig anzusprechen. Hier eine Auswahl für Notrufe und Beratung:

▶️ Seelsorgedienst: Telefonseelsorge, Tel. 142 (ohne Vorwahl), tägl. rund um die Uhr, anonym und kostenlos, auch mit direkter Chatfunktion www.onlineberatung-telefonseelsorge.at; für Jugendliche und Kinder im Speziellen: Rat auf Draht, Tel. 147

▶️ Psychosozialer Krisendienst: Rasche niederschwellige professionelle Hilfe für Menschen in Krisen (im Bedarfsfall auch vor Ort). Tel. 0800 400 420, Montag bis Donnerstag, 8 bis 20 Uhr, von Freitag 8 Uhr bis Montag 20 Uhr durchgehend besetzt. www.psptirol.org

▶️ Psychiatrie Klink Innsbruck: Im Notfall wenden Sie sich an das Medizin-Zentrum Anichstraße (MZA) – Notaufnahme der Klinik Innsbruck, Anichstraße 35, Tel. 050 427 057; Allgemeine Ambulanz Psychiatrie 1, Tel. 050 504 23648, Mo–Fr von 8–16 Uhr

▶️ Pro Mente Tirol: Beratung, Betreuung und Begleitung für Menschen mit psychischen Krisen und Erkrankungen, www.promente-tirol.at, Psychosozialer Dienst – Vereinbarung Erstgespräch, Tel. 0664 8821 8348, Mo–Do 9–11 und 14–16 Uhr, Fr 9–11 Uhr

▶️ Psychotherapie: Für Fragen rund um das Thema „Psychotherapie“ wenden Sie sich an den Tiroler Landesverband für Psychotherapie, Leopoldstraße 38, 6020 Innsbruck, Tel. 0512 561734, jeweils donnerstags von 16–17 Uhr; E-Mail: office@tlp.tirol

Das findet auch Alex Hofer, Direktor der Psychiatrie 1 an der Universitätsklinik Innsbruck. Es brauche Aufklärung darüber, was eine Depression ist – und was nicht. „Heilen kann man eine Krankheit selten, aber man kann sie sehr gut behandeln und damit leben“, resümiert Hofer. Die Verlaufsformen sind unterschiedlich, ebenso wie die Symptome. Jeder nimmt eine Depression anders wahr – und gerade das macht es schwer, frühzeitig zu reagieren. Machen wir keinen Hehl daraus: Suizid ist in Zusammenhang mit Depression keine Seltenheit. In Österreich versterben so pro Jahr im Schnitt 1200 Personen. Man sollte erste Anzeichen für eine Depression ernst nehmen, appelliert Hofer.

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