Landespolitik

LH Platter: „Es darf keine Grenzsperren mehr geben“

Deutschlands Botschafter Ralf Beste, Honorarkonsul Dietmar Czernich und Landeshauptmann Günther Platter (von links).
© Hörhager

Innsbruck – Bereits vorher waren sich die Nachbarn Bayern und Tirol in Sachen Transit, Brenner-Zulaufstrecke, Lkw-Blockabfertigung, Pkw-Abfahrverbote und Flüchtlingskontrollen am Grenzübergang Kufstein-Kiefersfelden mehrfach in die Haare geraten. Die Corona-Pandemie mit anhaltender Kritik vor allem auch aus Bayern zur Causa Ischgl sowie Grenzschließungen haben das Klima unter den Nachbarn seit Ausbruch der Pandemie vor eineinhalb Jahren weiter abkühlen lassen.

Bei der gestrigen Verleihung des deutschen Bundesverdienstkreuzes am Bande an Honorarkonsul Dietmar Czernich durch Deutschlands Botschafter Ralf Beste war die erhoffte Verbesserung des Klimas Inhalt aller Reden.

Es habe Belastungen nicht nur durch verschiedene Aussagen gegeben, sondern durch verschiedene Maßnahmen und Beschränkungen, sagte Botschafter Beste. So habe man nie damit rechnen können, dass man im März 2020 Hunderte deutsche Saisonarbeiter aus dem Paznauntal und anderen Tourismusorten quasi evakuieren müsse. Positiv sei aber, dass bei allen Schwierigkeiten der Gesprächsfaden nie abgerissen sei – gerade auch dank des Konsulats in Tirol.

Czernich, laut Beste auch ein „Botschafter Tirols“ nach Deutschland, bedauerte, dass die Beziehungen während der Pandemie deutlich abgekühlt seien. Vor allem die Reisebeschränkungen und Grenzschließungen hätten ihn „sehr betroffen“ gemacht. Denn zum letzten Mal sei die Grenze zwischen Tirol und Bayern im Jahr 1945 direkt nach dem Krieg zu gewesen. Gerade das freie Reisen sei ein ganz wesentlicher Pfeiler eines zusammengewachsenen Europa, und an diesem sei in gefährlicher Weise gesägt worden, so Czernich.

Im Falle Ischgl und Corona sei er sehr zuversichtlich, dass sich die Probleme bald in Luft auflösen werden. Beim Transitproblem werde das leider nicht der Fall sein. Auch Deutschland habe sehr viel Verkehr, was oft das Verständnis für Tirol laut Czernich nicht gerade erhöhe. Aber nirgendwo in Deutschland gebe es wie im Unterinntal und Wipptal eine 100 Kilometer lange Transitstrecke durch ein relativ enges und dicht besiedeltes Tal. Czernich regte einen Neubau der Autobahn an einer Talseite oder noch besser in Unterflur-Weise an. Mit den Grundstücken im Tal seien die halben Kosten wieder hereinzuholen.

Tirols LH Günther Platter verwies auf enge wirtschaftliche Verflechtungen von Tirol und Österreich mit Bayern und Deutschland sowohl im Export, bei Ansiedlungen wie auch im Tourismus. Auch politisch gebe es „eigentlich gute Beziehungen“ zu Bayern. Er habe die „gleiche Blutgruppe wie Markus Söder, da sagt man sich halt manchmal direkt etwas ohne Violinschlüssel.“ Es gelte aber wieder enger zusammenzuarbeiten. Beim Transit teile er die Sorge, dass die Bevölkerung nicht mehr ewig mitspielen wird. Was es auf keinen Fall mehr geben dürfe, seien Reisewarnungen („da ist gerade auch der Bund in Wien gemeint, der zuerst vor Tirol gewarnt hat“) sowie Grenzsperren. (va)

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