Initiative

Heimische Lehrlinge sollen künftig häufiger Auslandspraktika machen

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und Bildungsminister Heinz Faßmann (l., beide ÖVP) nach der Pressekonferenz am Donnerstag.
© Arman Rastegar

Um die Lehrlingsmobilität zu erhöhen, sollen Betriebe, Ausbildende, Berufsschulen, Lehrlinge und Eltern zukünftig besser über die Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten informiert und untereinander vernetzt werden.

Wien – Lehrlinge sollen im Zuge ihrer Ausbildung in Zukunft vermehrt ins Ausland gehen. Das ist das Ziel einer gemeinsamen Initiative der zuständigen Ministerien, der Wirtschaftskammer (WKÖ) und des Österreichischen Austauschdienstes (OeAD). Um die Lehrlingsmobilität zu erhöhen, sollen Betriebe, Ausbildende, Berufsschulen, Lehrlinge und Eltern zukünftig besser über die Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten informiert und untereinander vernetzt werden.

Während rund 20 Prozent der Studierenden in Österreich im Laufe ihrer Ausbildung ins Ausland gingen, und 15 Prozent der Schülerinnen und Schüler in den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen, seien es unter Lehrlingen nur 3 Prozent. „Da sieht man, dass die Gruppe der Lehrlinge hier wirklich aufholen sollte“, erklärte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) am Donnerstag auf einer Pressekonferenz.

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Bis 2027 soll die jährliche Zahl der Lehrlinge, die ins Ausland gehen, auf 2000 verdoppelt werden. Dafür wurde auch das Budget des Austauschprogrammes Erasmus+ nahezu verdoppelt. Bis 2027 sollen 120 Mio. Euro fließen, erklärte Jakob Calice vom OeAD. Bei einem Auslandsaufenthalt bekommen die Betriebe das Bruttogehalt ihres Lehrlings ersetzt, außerdem gibt es einen Zuschuss für Reise- und Aufenthaltskosten, gratis Sprachkurse und ein Taschengeld von 15 Euro pro Tag für Lehrlinge.

Informationsmangel als Grund für wenige Auslandspraktika?

Eine Studie des Instituts für Bildungsforschung der Wirtschaft hat die Gründe für die niedrige Lehrlingsmobilität untersucht und herausgefunden, dass es in Lehrbetrieben, Berufsschulen und unter Ausbildenden und Lehrlingen an Informationen zur Möglichkeit eines Auslandspraktikums während der Lehre fehle. Darüber hinaus sei für viele der Nutzen eines Auslandsaufenthaltes nicht klar. Die Studie habe auch ergeben, dass jene Betriebe, die bereits Erfahrung mit Auslandspraktika für Lehrlinge haben, ein größeres Interesse an weiterer Auslandsmobilität haben als Betriebe ohne Erfahrung. Erfahrene Lehrbetriebe schätzen außerdem den Nutzen, den die Lehrlinge und die Betriebe aus einem Auslandsaufenthalt ziehen können, positiver ein als Betriebe ohne Erfahrung.

Das Argument von Betrieben gegen Auslandspraktika, dass die ausgefallene Arbeitskraft im Produktionsprozess fehlen würde, will Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) nicht gelten lassen und verweist dabei auf ihre praktische Erfahrung in Unternehmen: „Aus meiner Sicht kann der Produktivitätsentfall nicht die Begründung sein, dass man Lehrlingen nicht den Zugang zum internationalen Praktikum ermöglicht“. Es sei eine Ungerechtigkeit, Lehrlingen hier nicht die gleichen Chancen wie Schülerinnen und Schülern zu bieten.

Ein Auslandspraktikum sei „eine tolle Erfahrung, von der man ein Leben lang profitiert“, sagte die WKÖ-Vizepräsidentin Amelie Groß. In Betrieben im Ausland würden Lehrlinge neue Arbeitspraktiken kennenlernen, Lebenserfahrung sammeln und sich persönlich weiterentwickeln. Das Ergebnis seien mehr Selbstbewusstsein, Eigenverantwortung und Motivation, wovon auch die Betriebe profitieren würden. (APA)

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