ÖSV-Boss Schmidhofer gab überraschend seinen Rücktritt bekannt
Karl Schmidhofer (59) trat am Donnerstag überraschend als Präsident des Österreichischen Skiverbands zurück. Private Gründe gaben für den Steirer den Ausschlag.
Von Max Ischia
Innsbruck – Was Karl Schmidhofer durch den Kopf gegangen sein mag, als er am Mittwochabend mit seinem Pressechef Stefan Illek das Mediengespräch anlässlich „100 Tage ÖSV-Präsidentschaft“ vorbereitet hatte, lässt sich nur erahnen. Er muss wohl ein Zerrissener gewesen sein. In jedem Fall weihte der 59-jährige Steirer seine Vertrauensleute erst am Mittwochmorgen in seinen folgenschweren Entschluss ein, um diesen Stunden später am Fuße des Innsbrucker Bergisel vor versammelter Journalistenschar mit tränengefüllten Augen bekannt zu geben: nämlich sein Amt als ÖSV-Präsident nach nur 102 Tagen wieder abzugeben.
Die Begründung kam für Insider nicht ganz unerwartet, zumal sein 35-jähriger Sohn vor fünf Wochen einen Schlaganfall erlitten hatte und sich seither auf Reha befindet. In jedem Fall, so Schmidhofer, sei mit jedem Tag der Entschluss mehr und mehr gereift, „dass ich als Präsident zurücktrete, um mich voll und ganz auf die Hilfe in der Familie zu konzentrieren“.
Ein Schritt, den er sich vor Monaten nie hätte vorstellen können, der letztlich aber alternativlos gewesen sei. „Ich kann das nicht verschieben, nicht um drei Jahre (bis 2024 war Schmidhofer gewählt, Anm.), nicht um ein Jahr. Die Hilfe wird jetzt am meisten gebraucht.“
Sagte es, bedankte sich bei seinen Athletinnen und Athleten, bei seinem Trainerteam, seinem Präsidium und wiederholte, was er zu Beginn der Pressekonferenz in salbungsvollen Worten klargestellt hatte: „Der ÖSV ist ein hervorragend strukturiertes Unternehmen. Und es ist beruhigend zu wissen, dass es gut weitergeführt werden wird.“
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Erst einmal – so sieht es das Verbandsstatut vor – wird mit Roswitha Stadlober die längstdienende Vizepräsidentin „den Vorsitz im Präsidium bzw. die Repräsentation des Verbandes nach außen wahrnehmen“, wie ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer erläuterte. Dass die Radstädterin dieser Tage urlaubt, ist eine humoristische Fußnote unter einer ernsten Thematik.
Losgelöst davon wird kommende Woche die Länderkonferenz, also die Präsidenten der neun Landesverbände, tagen. Und nach den bitteren Erfahrungen der wenig ruhmreichen Präsidentschaftsfindung im Frühjahr, als kaum ein Fettnäpfchen ausgelassen wurde, ging Scherer davon aus, „dass sich alle ihrer Verantwortung bewusst sind“. Letztlich gebe es zwei Möglichkeiten: Die einer vorgezogenen Neuwahl oder man wartet bis zur regulären Länderkonferenz im Juni 2022 ab. Für Tirols Skiverbandspräsident Karl Ulrich Janovsky scheint eine Entscheidung in den kommenden Wochen indes unvorstellbar, er habe sich in ersten Telefonaten mit Kollegen auf eine Wahl zum üblichen Termin bei der nächsten Länderkonferenz (Juni 2022) geeinigt: „Wir sind alle sprachlos, was diesen schweren Schicksalsschlag anbelangt.“ Man wolle geeint und ohne Nebengeräusche einen Schmidhofer-Nachfolger suchen.
Dass der scheidende ÖSV-Präsident „sehr erfreulich“ bilanzierte, über das „höchste Sportbudget der Verbandshistorie“ berichtete, ein klares Bekenntnis zur Stärkung von Wintersportwochen abgab und von „zum Teil unterschriftsreif vorbereiteten“ Sponsorabschlüssen sprach, verkam am Donnerstag zu Randnotizen. Und auch Christian Scherer, der am Freitag exakt ein Jahr als ÖSV-Generalsekretär im Amt ist, hätte sich sein Mini-Jubiläum gänzlich anders ausgemalt.