Tiroler Prostituierte in der Corona-Krise: Aus dem Bordell in die Wohnung
Die Pandemie hat viele Prostituierte in die Illegalität getrieben, diese wieder zu verlassen, ist nicht leicht. Ein erneutes Beschäftigungsverbot wäre für Sexarbeiterinnen eine Katastrophe.
Von Benedikt Mair
Innsbruck – Die Sexarbeit gehört zu jene Branchen, die in der Corona-Krise mit besonders großen Beschränkungen zu kämpfen hatten. Bordelle dürfen seit Anfang Mai wieder öffnen. Prostituierte, die zuvor aufgrund mangelnder Betätigungsmöglichkeit und fehlender Unterstützung der öffentlichen Hand ihrem Geschäft illegal nachgegangen sind, tun sich schwer, im geregelten Sektor wieder Fuß zu fassen – oder wollen es gar nicht. Ein neuer Lockdown samt Beschäftigungsverbot wäre für viele Frauen eine Katastrophe.
In der ersten Jahreshälfte wurden heuer 103 Frauen wegen Prostitutionsausübung außerhalb genehmigter Bordelle ausgeforscht und belangt, außerdem zwölf Männer, die als Freier bei den Damen waren. 85 der angezeigten Sexarbeiterinnen stammen aus Rumänen, zwölf aus Ungarn, vier aus Bulgarien und zwei aus Spanien. Wer einmal erwischt wird, muss mit einer Strafe von rund 600 Euro rechnen, bei Wiederholungstäterinnen fällt sie deutlich höher aus. In Innsbruck führte die Exekutive in diesem Zeitraum 29 Razzien im Rotlicht-Milieu durch, 22 Unterkünfte wurden von Jänner bis Ende Juni vorübergehend gesperrt.