Innsbruck

Barbara Hundegger: „Dem Tourismus eine Kunstabgabe verordnen“

Deutliche Worte zum Schluss: Barbara Hundegger.
© Land/Die Fotografen

Innsbruck – Es war ein launiger Preisverleih-Marathon Mittwochabend im Haus der Musik. 22 PreisträgerInnen der Jahre 2020 und 2021 wurden von Landesrätin Beate Palfrader für Verdienste um Kunst und Kultur ausgezeichnet. Corona-bedingt erst jetzt.

Die Schlussworte gehörten Barbara Hundegger. Die Schriftstellerin, Trägerin des Landespreises für Kunst 2020, bedankte sich im Namen der Geehrten. Und sie nützte diese Gelegenheit für eine (Tiroler) Zustandsbeschreibung der pointierten Art. Für ihre Ausführungen erntete sie wiederholt stürmischen Applaus.

Die Corona-Zeit habe „uns gerade wieder gezeigt, dass nicht die chronisch in sich selbst vernarrten Alpha-Gestalten, sondern jene Menschen systemrelevant sind, die fern von Top-Frisur und dem perfekten Sitz von Krawatten ihre Arbeit machen und so den ganzen Laden am Laufen halten − darunter viele Frauen“, sagte Hundegger.

Natürlich sei auch das mit den Kulturpreisen verbundene Geld willkommen – „so viel Realismus bei aller künstlerischen Ambition muss sein“. Die überwiegende Mehrheit der Kunst- und Kulturschaffenden könne bei 1000 Euro Durchschnittsverdienst von der künstlerischen Arbeit nicht vernünftig leben.

Dem ließ die Preisträgerin ein heftig beklatschtes „Who is who“ folgen: Verschärfend komme nämlich hinzu, dass „die künstlerische Arbeit hierzulande ja meist im Abraum geschäftssüchtiger Seilbahn-Franzls und Hotel-Hansls und Bau-Edis und Wirtschafts-Stoffls und Skiimperiums-Heinzis und Gletscher-Loisls und Luder-Seppls und Immobilien-ich-brauch-dringend-einen-Hubschrauberlandeplatz-am-Glungezer-Renés“ stattfinde. Diese würden sich „u.a. in Vogel-Runden, die aber Geier-Schatten werfen, zusammenrotten und dieses Land und seine Landschaft als ihre Mine betrachten, aus der sie in feudaler Herrschaftsmanier und auf Kosten des Gemeinwohls herausscheffeln wollen, was nur geht“.

Hundeggers Fazit: „Vor solcher Szenerie wäre es auch eine Überlegung wert, anstatt uns KünstlerInnen behördlicherseits die so genannte Tourismusabgabe vorzuschrei-ben, dem Tourismus eine Kunstabgabe zu verordnen.“

Tosender Beifall. (mark)

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