WM-Debatte

Fußball-Europa droht im WM-Streit, FIFA hält vorerst an Plänen fest

FIFA-Präsident Gianni Infantino verteidigte erneut die Pläne für eine WM alle zwei Jahre.
© HAROLD CUNNINGHAM

Die FIFA treibt ihre Pläne für eine Weltmeisterschaft im Zweijahres-Rhythmus weiter voran. Daran ändern auch die Drohgebärden aus Europa und Südamerika nichts. Der ÖFB schließt sich der ablehnenden UEFA-Haltung an.

Zürich – Mit einer weiteren Drohgebärde aus Europa spitzt sich die Debatte um die umstrittenen FIFA-Pläne für eine WM alle zwei Jahre zu. Mehr als ein Dutzend Verbände erwägt nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur, die Mitgliedschaft im Weltverband als letzte Option zu beenden und aus der FIFA auszutreten. In der Debatte um die umstrittenen FIFA-Pläne für eine WM alle zwei Jahre wird es am 20. Dezember ein außerordentliches Treffen der Mitgliedsverbände geben.

Diesen Termin bestätigte der Weltverbands-Präsident Gianni Infantino am Mittwoch bei einer Pressekonferenz nach der Sitzung des FIFA-Councils. "Ich bin überzeugt, dass wir etwas erarbeiten können, was sinnvoll erscheint und mit dem alle leben können. Wir müssen einen gemeinsamen Nenner finden", sagte Infantino. Ob an dem Tag weitere Beratungen anstehen oder es zu einer Abstimmung kommt, ist laut Infantino noch offen.

Europa und Südamerika lehnen WM-Pläne ab

Zuerst hatte die Nachrichtenagentur AP darüber berichtet, nachdem Infantino am Dienstag mit zahlreichen europäischen Verbandschefs über die Reform für den internationalen Spielkalender der Männer ab 2024 gesprochen hatte. Eine mögliche Weltmeisterschaft im Zwei-Jahres-Rhythmus wird derzeit kontrovers diskutiert, die Kontinentalverbände Europas und Südamerikas lehnen dies kategorisch ab. Aleksander Ceferin, Präsident der Europäischen Fußball-Union, drohte mit Boykott aus Europa.

Zuletzt hatten die nordischen Verbände von Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland, Island und Färöer in einem gemeinsamen Statement ihre Position gegen eine WM alle zwei Jahre verdeutlicht. "Im schlimmsten Fall und als letzte Option kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verbände aus Protest und mangelndem Verlangen nach dem neuen Aufbau aus der FIFA austreten", sagte der dänische Verbandschef Jesper Möller, der auch Mitglied der UEFA-Exekutive ist.

Im schlimmsten Fall und als letzte Option kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verbände aus Protest und mangelndem Verlangen nach dem neuen Aufbau aus der FIFA austreten.
Jesper Möller, dänischer Verbandschef

Deutschlands Verband (DFB) schrieb am Mittwoch in einer Erklärung: "Insgesamt haben die europäischen Verbände sehr deutlich gemacht, dass sie geschlossen gegen die FIFA-Pläne stehen. Der FIFA wurden zahlreiche Argumente gegen die Pläne vorgelegt. Unser Eindruck war, dass der FIFA-Präsident sehr nachdenklich wirkte und verstanden hat, warum es keinen Sinn macht, so vorzugehen." Der ÖFB befindet sich auf einer Linie mit der UEFA. "Die 55 UEFA-Mitgliedsverbände sehen die Pläne gemeinsam mit der UEFA anhand der derzeit vorliegenden Informationen sehr kritisch", hieß es in einer Stellungnahme des Fußball-Bundes.

Ein möglicher Austritt von Mitgliedsverbänden ist in Artikel 18 der FIFA-Statuten geregelt. Demnach kann dieser Schritt zum Ende eines Kalenderjahres erfolgen, eine entsprechende Erklärung muss spätestens sechs Monate vor Jahresende abgegeben werden. Dies könnte also nicht mehr 2021 erfolgen, ebenso bleibt abzuwarten, ob Revoluzzer-Verbände letztlich wirklich auf eine FIFA-Mitgliedschaft verzichten. Teams aus den jeweiligen Ländern könnten nicht mehr an FIFA-Wettbewerben teilnehmen, wären als UEFA-Mitglied jedoch weiter noch bei Turnieren des europäischen Kontinentalverbands dabei.

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Dennoch gibt es auch abseits der Nationalverbände weiter massive Kritik aus Europa an den FIFA-Plänen. Nach Ansicht von Javier Tebas, Chef der spanischen La Liga, würden diese das "komplette Ökosystem des Fußballs" zerstören. "Möglicherweise werden Ligen verkleinert, der Wert der TV-Rechte für diese Ligen sinkt, die Spieler verdienen dort weniger. So machen wir Fußball zu einem Sport der Eliten. Das ist ein großer Fehler", sagte der 59-Jährige, der ebenso im UEFA-Exko sitzt, in einem Interview der Sport Bild.

Die FIFA und Infantino hatten angekündigt, bis zum Jahresende Klarheit haben zu wollen. Bei einer Abstimmung wären die Verbände aus Europa und Südamerika alleine weit von einer Mehrheit entfernt. Als möglicher Kompromiss könnte allerdings noch eine weltweite Nations League, nach dem Vorbild der europäischen Version, als zusätzliche Veranstaltung anstelle einer WM alle zwei Jahre wieder auf die Agenda rücken. (APA, dpa, TT.com)

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