Honda HR-V: Ambitioniert reduziert
Die 3. Generation des Subkompakt-Crossovers wirkt minimalistischer als zuvor. Maximiert sind Agilität und Qualität, geblieben ist die Variabilität.
Von Beatrix Keckeis-Hiller
Frankfurt – Vielleicht ist Honda zu früh dran gewesen, als 1998/1999 der erste HR-V auf dem damals noch ziemlich dünn besetzten SUV-, vielmehr Crossover-Markt platziert wurde. Mag sein, dass es an der subkompakten Dimension lag, dass das Modell nicht über die Maßen begehrt war. Es hat wohl auch das Design polarisiert.
Jedenfalls legte die Flügelmarke nach dem Auslaufen des gerade einmal rund vier Meter kurzen Hochbeiners eine Pause ein. Fast zehn Jahre dauerte es, bis der HR-V wieder reaktiviert wurde. Mit coupéhaftem, gefällig rundlichem Karosserieschnitt und ausschließlich Frontantrieb startete er 2015 neu und stand bereits einer wachsenden Mitbewerber-Schar gegenüber. Mit einem Alleinstellungsmerkmal: den so genannten Magic Seats. Das ist eine Fondsitz-Konstruktion, die durch Hochklappen der Sitzflächen – wie im Jazz – ein gut zugängliches und Hochgut-taugliches Beladekonzept ermöglicht.
Das hat der HR-V in seine dritte Generation mitgenommen. Es steckt jedoch in einem völlig neu angelegten Outfit. Das ist nicht nur für Honda-Verhältnisse sehr reduziert, fast schon unterkühlt glattflächig und unverschnörkelt, man mag darin eine Hommage an den Ur-HR-V erkennen. Dennoch wirkt das Design charakterstark, wozu die schmalen, hoch angesetzten Frontleuchten und das markant strukturierte Heck samt abfallender Dachlinie beitragen.
Die Reduziertheit setzt sich im Interieur fort. Passé sind futuristische Verschnörkelungen, das Kombiinstrument sitzt in einem klar konturierten und geradlinig durchgezogenen Armaturenbord, aus dem das Infotainmentsystem-Touchdisplay herausragt – was aber eher integriert als aufgesetzt wirkt. Dazu kommen haptisch fein anzugreifende Materialien sowie eine neue Sitzkonstruktion, die den Rücken unterstützt und guten Seitenhalt bietet.
Zu den motorischen Eigenheiten des neuen HR-V gehört nicht, dass es keinen Diesel (mehr) als Antrieb gibt. Das ist in dieser Klasse bereits Usus. Dafür ist es so, dass Honda überhaupt nur einen Antrieb, einen Benziner-Hybrid, offeriert. Der steckt hinter dem Typenbezeichnungs-Zusatzkürzel e:HEV. Das kennt man bereits vom Jazz. Doch ist das damit bezeichnete System im HR-V kräftiger ausgelegt, mit größerer Batterie und einer höheren Systemleistung. Mit 131 PS (und 252 Nm) wird die Gesamtpower aus der Kooperation zwischen einem 1,5-Liter-Benziner und zwei Elektro-Aggregaten beziffert. Irgendeine Art von Schaltung gibt es aufgrund eines Direktantriebs nicht. Was den Umgang mit dem Japaner simpel souverän macht. Das Einlegen der Fahrstufen genügt und der HR-V legt je nach Fahrmodus höchst bereitwillig oder sehr munter los. Mit hohem Agilitätsfaktor ebenso wie mit allzeit feinem Komfort. Die Karosseriesteifigkeit wurde erhöht, das Fahrwerk ist sensibel abgestimmt und die Lenkung feinfühlig konfiguriert. Was ebenso auf die Bremsanlage zutrifft. Die Folge ist: geschmeidige Leichtfüßigkeit (trotz rund 1450 Kilo Gewicht) auf jeglicher Untergrund-Qualität. Eine Extra-Erwähnung wert ist die feine Geräuschdämmung.
Der Leistungs-Output des Antriebs ist mehr als ausreichend für den Stadt- und Landstraßenverkehr. Dass der Topspeed mit 170 km/h limitiert ist, kann sich in Österreich Führerschein-erhaltend auswirken. Ebenfalls bemerkenswert: die unauffällige Mitarbeit der zahlreich anwesenden Sicherheitsassistenten. Man fühlt sich nicht bevormundet. Der Marktstart: 1. Quartal 2022. Der Preis: ab 31.290 Euro.