„memento mori“ von „klingzeug“: Zum Sterben schön
Das Barockensemble „klingzeug“ legt mit „memento mori“ sein erstes Album vor.
Innsbruck – Das Tiroler Barockensemble klingzeug wird heuer zehn Jahre alt. Gegründet wurde es 2011 von der Violinistin Claudia Delago-Norz und der Cellistin Anna Tausch 2011 als Experimentierfeld für Alte Musik. Gemeinhin ist ein runder Geburtstag Anlass zum Feiern. Das ist bei klingzeug nicht anders. Das Ensemble feiert. Aber eben mit Klageliedern. Dieser Tage ist das erste klingzeug-Album erschienen. Es ist mit „memento mori“ überschrieben, „bedenke, dass du sterben wirst“ also – und vereint Vergänglichkeitsklänge verschiedenster Ursprünge: von Raimbaut de Vaqueiras Wehklage „Planh“ aus dem frühen 13. Jahrhundert über Schmelzers Begräbnismusik für Kaiser Ferdinand III. bis zu Purcells „Dido’s Lament“ und Heinrich Ignaz Franz Bibers trauernd-tänzelnden „Balletti Lamentabili“.
Zugegeben: Der Fokus aufs Ableben und Ausgeistern klingt nach Stimmungskiller – und tut es eben doch nicht. Denn Hoffnungsvolles lauert überall in diesen Stücken aus gut fünf Jahrhunderten. Sie klingt durch die präzisen, hochkonzentrierten Interpretationen des Ensembles (dem neben den Gründerinnen Lukas Praxmarer, Nadine Henrichs, Johannes Ötzburger und Martin Riccabona angehören). Sie scheint durch. Ganz im Sinne der barocken Vanitas: Gerade im Vergänglichen wird die Schönheit sicht-, ja spürbar. Kurzum: „memento mori“ ist ein Geschenk, fragile Klanggebäude für eine fragile Zeit; eine Aufforderung zum genauen Hinhören – und zum im Hinhören Verloren-Gehen.
Im Rahmen der Innsbrucker Abendmusik wird das Album am Sonntag, 31. Oktober, im Haus Vier und Einzig präsentiert. Beginn ist 20 Uhr. (jole)
Barock klingzeug: memento mori (BIS Records)