Ford Transit Custom Nugget Plus: Der Hügelland-Erkunder
Das umfangreiche Camper-Angebot von Ford ist seit Kurzem um ein Derivat reicher: Nun gibt es den Nugget Plus nicht nur mit Hochstelldach, sondern auch mit einem platzsparenden Aufstelldach.
Von Markus Höscheler
Manciano – Wenn Ford lange auf etwas stolz war, dann waren es immer die Lenkung und das Fahrwerk der neu vorgestellten Fahrzeuge. Entsprechend scheute sich der US-amerikanische Hersteller nicht davor, zu Fahrpräsentationen in kurvenreiches Gebiet einzuladen, seien es die Seealpen in Südfrankreich, die Sierra Nevada in Südspanien oder die hügelige Toskana. Eben dorthin verschlug es uns, allerdings nicht auf Einladung, sondern aus reiner Neugier, mit einem Nutzfahrzeug-Abkömmling, dem Transit Custom Nugget Plus. Es galt die südlichen Regionsteile zu erkunden, wo enge Kurven Dutzende Kilometer lang einem Fahrzeug (und dem Fahrer) Belastungsgrenzen aufzeigen.
Erwartungsgemäß verhält sich der 5,34 Meter lange und 2,08 Meter hohe Nugget Plus nicht ganz so agil, wie es ein kleiner Fiesta oder ein kompakter Focus könnte. Das Fahrwerk ist eher auf der härteren Seite, die Lenkung leichtgängig ausgelegt. Gleichwohl lässt sich der Camper auf der Autobahn über den Apennin ebenso unkompliziert dirigieren wie auf den endlos mäandernden Provinzstraßen südlich von Siena. Hilfreich ist hier in diesem Fall, dass der Nugget Plus mit einem Sechsstufenautomatikgetriebe versehen war, nicht mit einem Handschalter, entsprechend beschränkt sich die Konzentration aufs Gas – mit reaktionsfreudiger Annahme –, aufs Bremsen – mit leicht unsensibler Auffassungsgabe – und aufs leichte Lenken. Erfreulicherweise agiert der Zweiliter-Turbodiesel recht lebendig, die 415 Newtonmeter maximales Drehmoment und die angebotenen 185 Pferdestärken machen sich im Hügel- und Bergland ebenso bezahlt wie auf der zuvor erwähnten Autobahn. Der Testverbrauch pendelte sich nach zweitausend Kilometern bei unter zehn Litern je 100 Kilometer ein.
Abseits der Langstreckentauglichkeit zeigt der Nugget Plus auch seine Stärken im Stand. Es braucht zwar etwas Kraft, das Aufstelldach nach oben zu drücken, doch dann helfen die Gasdruckfedern nach – im Nu ist eine feine Schlafgelegenheit geschaffen. Fürs Sanitäre hat Ford gemeinsam mit Westfalia auch vorgesorgt (Dusche und WC), sollte der Campingplatz nicht über Geeignetes verfügen – im gewählten Saturnia gibt es jedoch eine geeignete Infrastruktur. Und in der nahe gelegenen, offen zugänglichen Therme mit 37 Grad warmem Wasser, das kaskadenförmig über mehrere Becken abfließt, können wir uns der Phantasie hingeben, sich den 89.000-Euro-Wagen vom Christkind zu wünschen.