Friedrich Merz: Der ewige Verlierer als Hoffnungsträger
Einst von Angela Merkel verdrängt, dann zweimal im Kampf um den Parteivorsitz gescheitert. Doch jetzt hat Friedrich Merz gute Karten, CDU-Chef zu werden.
Von Gabriele Starck
Berlin – Beim dritten Anlauf könnte es klappen für Friedrich Merz. Zweimal ist der 66-Jährige bereits mit seiner Bewerbung um den CDU-Vorsitz in Deutschland gescheitert. Und das, obwohl es zweimal keinen eindeutigen anderen Favoriten für das Amt gab. Doch vor knapp drei Jahren machte Annegret Kramp-Karrenbauer das Rennen, zu Beginn des heurigen Jahres folgte ihr Armin Laschet als CDU-Chef.
Dass Merz’ Chancen dieses Mal gut stehen, hat zwei Gründe. Zum einen hat sich im Bewerberfeld wenig getan. Ein Hoffnungsträger, der frischen Wind in die Partei pusten könnte, ist weit und breit nach wie vor nicht in Sicht. Neben Merz treten nur der einstige Umweltminister Norbert Röttgen (wieder) und Noch-Kanzleramtsminister Helge Braun (erstmals) an. Letzterem werden kaum Chancen zugestanden, gilt er doch als Vollzieher der Merkel’schen Politik schlechthin.
Und die einzige Frau, die sich um den Parteivorsitz bemühen wollte, blitzte schon bei ihrem eigenen Kreisverband ab. Die Kreispolitiker verweigerten Sabine Buder (37) aus Brandenburg die Nominierung.
Zudem hat Merz für seine dritte Bewerbungspräsentation am Dienstag dazugelernt. Der wirtschaftsliberale und erzkonservative Sauerländer überraschte mit seinem Vorschlag, Mario Czaja zum Generalsekretär der CDU machen zu wollen. Der 46-jährige Berliner gilt als sozial engagiert und sehr bürgernah. Und bei der Bundestagswahl im September hat er das Direktmandat im traditionell von der Linken dominierten Bezirk Marzahn-Hellersdorf erobert.
Merz kommt mit Czaja aber auch jenen entgegen, die sagen, die CDU müsse sich mehr um die Städter bemühen, denn stark sind die Christdemokraten traditionell am Land, in den Großstädten aber schwächeln sie massiv. Nur in 19 von 70 Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern stellt die CDU derzeit den Oberbürgermeister, die SPD in 46.
Merz versucht damit auch, die Mitte der Partei von sich zu überzeugen, die von einem deutlichen Rechtsruck der CDU nichts hält. Als ausgewiesener Mann der Mitte gilt zudem Mitbewerber Norbert Röttgen, weshalb diesem durchaus Chancen eingeräumt werden. Vor allem dann, wenn sich Merz einmal mehr mit aus der Zeit gefallenen Aussagen selbst im Weg steht.
In den kommenden zwei Wochen stellen sich die drei Bewerber der Öffentlichkeit. Ab 4. Dezember werden dann erstmals in der Parteigeschichte die 400.000 CDU-Mitglieder befragt, wer ihrer Meinung nach die CDU aus dem Tief herausholen soll. Die Festlegung erfolgt allerdings erst am 21. Jänner bei einem Parteitag in Hannover. Eines steht aber fest: Der neue CDU-Chef wird wieder ein Nordrhein-Westfale sein, denn so wie Merz und Röttgen stammt auch Helge Braun aus dem bevölkerungsreichsten deutschen Bundesland.