Architektur

Linzer Med Campus: Eine Piazza, über der ein Balkönchen schwebt

Rund um eine urbane Piazza hat Peter Lorenz den Med Campus Linz angelegt. Umstellt von vier Gebäuden, die trotz ihrer Andersartigkeit wunderbar harmonieren.
© Martin Steinkellner

Rund um einen urbanen Platz hat der Tiroler Architekt Peter Lorenz den neuen Linzer Med Campus als Ensemble in vier Teilen angelegt.

Von Edith Schlocker

Linz – Peter Lorenz hat ein Faible für italienische Piazzas, am liebsten weder begrünt noch möbliert. Um den Med Campus Linz, den der international umtriebige Tiroler Architekt mit Büros in Innsbruck und Wien als Gewinner eines 2015 EU-weit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs rund um so einen urbanen Platz anzulegen.

Der nichts anderes als eine rechteckige, 8750 Quadratmeter große betonierte Platte ist, dessen vier Seiten Lorenz jeweils mit einem Gebäude besetzt. Die allerdings in jeder Weise komplett anders daherkommen, was nicht zuletzt damit zu tun hat, was sich in diesen abspielt. Es sich um die Bibliothek des Med Campus, das Labor-, Lehr- oder Verwaltungsgebäude handelt.

Um auf diese Weise ein Ensemble zu bilden, das trotz seiner Heterogenität letztlich erstaunlich homogen ist. Ein Kunststück, das vielleicht nur ein Baukünstler wie Peter Lorenz schafft, dessen Stärke es ist, keine Handschrift mit Wiedererkennungswert auf den ersten Blick zu haben. Was nicht bedeutet, dass nicht immer wieder häuserübergreifende Parallelen auftauchen, ebenso klug wie raffiniert durchdekliniert in mehr oder weniger augenscheinlichen Zitaten oder einem mit sinnlichen Qualitäten aufgeladenen durchgängigen Farbkonzept.

Kostendruck, aber keine Konzessionen

Zarte Brücken aus Stahl und Glas verbinden in einem der Obergeschoße die vier Gebäude, ihr Dazwischen bilden schmale „Gassen“, die hinausführen in die städtebaulich diffuse Wirklichkeit des Linzer Landeskrankenhausareals.

Peter Lorenz ist beim Bau des Med Campus Linz das Kunststück gelungen, trotz hohen Kostendrucks praktisch keine Konzessionen zu machen, die wirklich weh tun. Etwa bei der „intelligenten“ Fassade des Laborgebäudes, dessen als horizontale, rot changierende Bänder um den Fünfgeschoßer gelegten Lamellen aus Keramik sich parallel zum Stand der Sonne öffnen bzw. schließen.

Baukünstler aus Leidenschaft: Peter Lorenz.
© Rita Falk

Ein völlig durchsichtiger Baukörper ist dagegen der, in dem nebenan gelehrt wird. U. a. in zwei ansteigenden Hörsälen, deren rote bzw. blaue Bestuhlung sich reizvoll mit ihren mächtigen betonierten Kassettendecken matchen. Die vertikale hölzerne Verkleidung ihrer Stirnseiten ist wiederum als Referenz an das Bibliotheksgebäude gleich nebenan lesbar, dessen Fassaden mit einem Vorhang aus Lärchenlatten verhüllt sind. Um dem Zweigeschoßer den Touch von Intimität zu verpassen, soll dieser Ort, an dem es neben dem loftartigen, bunt möblierten, sich zu einer überdachten Terrasse öffnenden eigentlichen Bibliotheksbereich auch noch ein Café gibt, doch zu so etwas wie einem zweiten Wohnzimmer für die Studierenden werden.

Mit seinen zehn Geschoßen ist das Verwaltungsgebäude das weitaus höchste, mit seinen Fassaden aus perforierten Stahllamellen formal allerdings das unspektakulärste. Was sich auch beim Innenausbau offenbart, wo die dem Budget geschuldete Kunst des Weglassens perfektioniert wird. Um sich allein im Foyer mit dem Einbau einer sich fast pathetisch ins erste Obergeschoß rund um einen schwarzen Olivenbaum schraubenden Stiege aus massivem Beton eine Ausnahme zu gönnen. Genauso wie mit dem kleinen Balkönchen, das aus dem zweiten Geschoß des Laborgebäudes weit auskragend über der Piazza schwebt.