Lockdown startet wieder: Gedrückte Stimmung, Fragen noch offen
Ab heute gelten wieder Ausgangsbeschränkungen bis 12. Dezember. Die Schulen offen, aber es gibt viel Unsicherheit. Vor einer Spaltung der Gesellschaft warnt WK-Chef Christoph Walser. Die Frage ist, wie konsequent der Lockdown eingehalten wird.
Innsbruck – Aufgrund der dramatischen Corona-Lage gilt ab heute wieder ein bundesweiter Lockdown für alle, auch für Geimpfte oder Genesene. Der Hauptausschuss des Nationalrates hat die am Freitag getroffene Vereinbarung zwischen der Bundesregierung und den Landeshauptleuten gestern Abend abgesegnet. Wie in der „Achensee-Vereinbarung“ beschlossen, haben neben den Koalitionsparteien ÖVP und Grüne auch die Sozialdemokraten dafür gestimmt. Die SPÖ übte zwar auch Kritik an der Vorgangsweise der Regierung, für sie ist dieser bundesweite Lockdown jetzt aber „leider notwendig, um das Sterben zu verhindern und Menschenleben zu retten. Vergessen wir eines nicht: Es kann jeden von uns jederzeit selbst treffen“, sagte SPÖ-Vorsitzende Pamela Rendi-Wagner.
Handel, Gastronomie, Fitness-Center und Co. müssen zusperren. Bis 12. Dezember. Danach sollen Geimpfte und Genesene wieder aus dem Lockdown dürfen, für Ungeimpfte geht er weiter. Im Februar wird eine Impfpflicht eingeführt.
Unklarheit an Tiroler Schulen
Wer sein Kind heute zur Schule schickt und wer es zu Hause betreut, war bis zuletzt unklar. Man könne die Situation schwer einschätzen, erklärte Christoph Drexler vom Bundeselternverband. Wie berichtet, gingen die Wogen hoch, weil Bundesminister Heinz Faßmann die Schulen offen lässt, Bundeskanzler Alexander Schallenberg aber einen "eindringlichen Appell" an die Eltern richtete, die "Kinder zu Hause zu lassen".
Damit die Schulen im Herbst in Betrieb gehen konnten, wurde bundes-weit ein sehr engmaschiges Testregime bereitgestellt. 1,3 Millionen Schüler wurden dreimal pro Woche getestet. 3500 waren zuletzt positiv. Das sind 0,2 Prozent.
Strittig ist auch, wie mit Schularbeiten und Tests zu verfahren ist. An manchen Schulen werden Tests ausgesetzt, an manchen nicht. "Wenn alles verschoben wird, könnte es im Jänner knapp werden", sagt Drexler. Viele Eltern sehen sich mit der Situation alleingelassen. Die Bundesregierung habe die Eltern in eine unangenehme Zwickmühle gebracht.
Der letzte Einkaufssamstag vor dem Lockdown brachte dem Handel noch einmal ein kleines Plus. Der erhöhte Kundenandrang sei quer durch ganz Österreich zu spüren gewesen, der aber im Westen stärker ausgeprägt war als in Ostösterreich, hieß es von Seiten des Handelsverbandes.
Auch in Tirol zeigte man sich grundsätzlich zufrieden. Allerdings könne dieser letzte Einkaufstag in keinster Weise das „Tal der Tränen“ wettmachen, das jetzt auf den Handel zukommt, meinte Rainer Will vom Handelsverband. Verglichen mit 2019 stehe man immer noch mit einem Minus von rund 25 Prozent da.
📽️ Video | Österreich erneut im Lockdown:
Fast 150.000 gemeldete Fälle in Österreich
Gestern gab es österreichweit 149.444 gemeldete Fälle, ein Plus von 5002 innerhalb von 24 Stunden. Seit Pandemiebeginn hat es in Österreich bereits 1,056.613 bestätigte Fälle gegeben. Genesen sind seit Ausbruch der Epidemie 895.154 Personen. Insgesamt wurden in den vergangenen 24 Stunden 781.234 PCR- und Antigen-Schnelltests eingemeldet. Davon waren 673.431 aussagekräftige PCR-Tests. Alles in allem steht man nun bei 135,206.941 durchgeführten Corona-Tests. Die Positiv-Rate der PCR-Tests betrug 2,1 Prozent. Dieser 24-Stunden-Wert liegt unter dem Schnitt der vergangenen Woche mit durchschnittlich 2,6 Prozent.
72.936 Impfungen sind am Samstag durchgeführt worden. Insgesamt haben laut den Daten des E-Impfpasses 6,223.037 bereits zumindest eine Impfung erhalten. 5,891.935 Menschen und somit 66 Prozent der Österreicher verfügen über einen gültigen Impfschutz.
Walser sorgt sich um Spaltung
Am Wochenende meldete sich auch Tirols Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser zu Wort. Neben den dramatischen Auswirkungen des Lockdowns auf die Wirtschaft macht sich Walser Sorgen über die Spaltung der Gesellschaft. „In Anbetracht der angespannten Situation sollte man jedes Wort auf die Goldwaage legen und nicht Ungeimpften mit Zwangs-Isolation drohen.“
Der Wirtschaftskämmerer bezieht sich dabei auf Aussagen des Verfassungsjuristen Heinz Mayer. Dieser hatte via Boulevard ausrichten lassen, dass es bei Nicht-Einhaltung der Impfpflicht neben Verwaltungsstrafen wohl weitere Konsequenzen brauche, am ehesten sei das eine Zwangs-Isolierung. „Ungeimpfte sind nicht an allem schuld. Die Ehrlichkeit fehlt. Geimpfte sind auch ansteckend“, sagt Walser. Er habe Angst vor einer Eskalation. (TT)