Atomgespräche mit dem Iran: Die Zeit wird langsam knapp
Nach fünfmonatiger Pause werden die Atomgespräche in Wien wieder aufgenommen. Ein Durchbruch ist fraglich.
Teheran, Wien – Vor der Wiederaufnahme der Atomgespräche in Wien hat der Iran am Wochenende Vorgespräche mit Russland und China geführt, hieß es aus iranischen Diplomatenkreisen. Heute sollen die Beratungen zur Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens von 2015 nach fünfmonatiger Unterbrechung wieder aufgenommen werden. Ein Durchbruch wird allerdings kaum erwartet. Diplomaten zufolge wird die Zeit knapp, um das Wiener Abkommen wiederzubeleben, das den offiziellen Titel Joint Comprehensive Plan of Action (JCPOA) trägt und dem Iran den Weg zur Atombombe erschweren soll.
Die USA hatten das Abkommen 2018 unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump einseitig aufgekündigt und wieder harte Wirtschaftssanktionen verhängt. Die anderen Unterzeichnerstaaten Großbritannien, Frankreich, Deutschland, China und Russland hielten dagegen an der Vereinbarung fest. 2019 hatte der Iran – wie nach dem Ausstieg der USA angekündigt – damit begonnen, gegen seine Auflagen zu verstoßen und die Uran-Anreicherung hochzufahren. Der Iran hat stets erklärt, er strebe nicht nach einer Atombombe und wolle die Atomenergie zivil nutzen.
Trumps Nachfolger Joe Biden hat sich bereit zur Rückkehr zu dem unter Barack Obama geschlossenen Abkommen gezeigt. Zwischen April und Juni gab es bereits sechs Runden indirekter Gespräche mit dem Iran. Die neue Gesprächsrunde findet statt, nachdem in der Islamischen Republik der Hardliner und Geistliche Ebrahim Raisi zum Präsidenten gewählt wurde. Die neue iranische Verhandlungsdelegation hat verlangt, dass alle seit 2017 von den USA und der EU verhängten Sanktionen gegen den Iran aufgehoben werden. US- und EU-Diplomaten bezeichneten das als unrealistisch.
Der US-Sondergesandte Robert Malley sagte am Samstag in einem Interview mit BBC Sounds, die USA und ihre Partner würden vermutlich Druck auf den Iran ausüben, sollte er versuchen, auf Zeit zu spielen. Israels Premier Naftali Bennett zeigte sich in einer Fernsehansprache seinem Kabinett gegenüber besorgt. (TT, APA, Reuters)