Omikron stellt alles auf den Prüfstand, deutsche Patienten nach Tirol?
Der Omikron-Fall in Tirol ist bestätigt, zwei Kontaktpersonen sind ebenfalls infiziert. Am Mittwoch soll es mehr Klarheit über das Lockdown-Ende geben. Deutschland könnte bei der Behandlung von schwer an Corona Erkrankten die Nachbarländer um Hilfe bitten.
Innsbruck – Die Corona-Krise sorgt einmal mehr für ein Wechselbad der Gefühle. Nach einer Woche Lockdown geht die Zahl der Neuinfektionen in Österreich zurück. Gestern wurden 8526 gemeldet, davon 942 in Tirol. Trotzdem ist das Infektionsgeschehen weiter zu hoch. Am Mittwoch will die Bundesregierung zur Halbzeit des vierten Lockdowns mit den Experten beraten. Dann wird es mehr Klarheit darüber geben, ob er beendet wird oder einzelne Beschränkungen bleiben.
📽️ Video | Omikron-Fall in Schwaz bestätigt
Die Voraussetzungen haben sich nämlich zuletzt erneut geändert, die aus Südafrika stammende Omikron-Variante des Coronavirus bereitet der Wissenschaft große Sorgen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat Omikron als „besorgniserregend“ eingestuft.
In Tirol hat sich indessen der Verdachtsfall bestätigt. Der positiv Getestete aus dem Bezirk Schwaz weist derzeit keine Symptome auf. Was die Kontaktnachverfolgung betrifft, gab es für die Gesundheitsbehörden keine Probleme. Der Betroffene ist Sanitäter, seine beiden Kontakpersonen im Haushalt (Familienmitglieder) sind ebenfalls infiziert. Man geht davon aus, dass es sich um die Omikron-Variante handelt.
31 Tiroler Reiserückkehrer haben sich bisher zu einem PCR-Test gemeldet. Bei 20 ist das Testergebnis negativ, elf Auswertungen stehen noch aus. Auch europaweit häufen sich Infektionen mit Omikron. Ansteckungen mit dieser neuen Mutation wurden in Schweden, Spanien, Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien, Italien, Tschechien oder Portugal festgestellt.
Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) tauschte sich deshalb gestern Abend mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen aus. „Wir müssen mehr impfen, boostern, testen und alles tun, um die Ausbreitung zu bremsen. Laboranalysen und Kontaktverfolgung sind sehr wichtig“, teilte die EU-Kommissionspräsidentin danach mit.
Deutsche Patienten nach Tirol?
Innerhalb von Deutschland werden Intensivpatienten bereits verlegt, die Bundesländer helfen sich gegenseitig aus. Besonders angespannt ist die Situation der Spitäler in Bayern, Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Berlin. Gestern gab es erste Meldungen, dass Deutschland jetzt möglicherweise auch die Nachbarstaaten wie Österreich um Hilfe bitten könnte. Die Lage ist zwar hierzulande in den Krankenhäusern ebenfalls angespannt, trotzdem gibt es noch Kapazitäten. Tirol hat beispielsweise im Vorjahr Intensivpatienten aus Südtirol aufgenommen. Sollte es ein Ersuchen geben, etwa aus dem angrenzenden Bayern, werde man jedenfalls helfen, heißt es dazu.
Auf hohem Niveau stabil
In Tirol hat sich die Corona-Situation in den vergangenen Tagen auf hohem Niveau stabilisiert. Die Anzahl der Ansteckungen blieb am Montag mit 942 unter der 1000er-Marke, zugleich wurde am Wochenende intensiv getestet. 29.000 PCR-Tests haben die Labore ausgewertet. Eine deutliche Zunahme der Patienten und damit den befürchteten Nachzieheffekt wegen der anhaltenden mehr als 1000 Neuinfektionen täglich gab es jedoch in den Spitälern.
Dort mussten am Montag 317 Patienten behandelt werden, um 31 mehr als noch am Sonntag. Die Zahl der Intensivpatienten beträgt 62 (+6). Allein an der Innsbrucker Klinik werden 35 Erkrankte intensivmedizinisch versorgt. In ganz Österreich gibt es augenblicklich 619 Intensivpatienten.
Insgesamt gehen die Corona-Ansteckungen in Österreich zurück, aber wie in Tirol bleibt das Infektionsgeschehen dynamisch. Die Gesundheitsbehörden meldeten am Montag 8526 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Außerdem waren 37 weitere Todesfälle zu beklagen.
Ernüchternder Impfsonntag
Eine positive Bilanz mit einem Wermutstropfen hat das Land über die Impfoffensive in den vergangenen Tagen gezogen. Insgesamt wurden in der Vorwoche über 88.000 Impfungen verabreicht, von Freitag bis Sonntag waren es 55.000. Darunter allerdings nur 5000 Erststiche, in den vergangenen 14 Tagen erhielten 16.700 Personen ihre erste Immunisierung mit einem Vakzin. Der zum Impftag ausgerufene Sonntag blieb mit 13.000 Impfungen hingegen hinter den Erwartungen zurück.
Deshalb wird jetzt ein besonderes Anreizsystem überlegt. Nicht wer sich impfen lässt, soll einen Bonus erhalten, sondern derjenige, der jemanden zum Impfen überredet. (pn)