Neuer Verfassungsschutz unter Direktor Omar Haijawi-Pirchner nimmt Arbeit auf
Die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) löst ab Mittwoch endgültig das BVT ab. Leiten wird die Behörde Omar Haijawi-Pirchner, zuvor Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich.
Wien – Der neue Verfassungsschutz nimmt morgen, Mittwoch, seine Arbeit auf. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat das am Dienstag zum Anlass genommen, um die neue Behörde, die Direktion für Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) heißt, vorzustellen. Herzstück der Reform war die Trennung der Bereiche Staatsschutz und Nachrichtendienst. Hinzukommt einer neuer, moderner Standort. Leiten wird die Behörde Omar Haijawi-Pirchner, zuvor Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich.
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An seiner Seite als Stellvertreter agieren werden David Blum, zuständig für den Geheimdienst, und Michael Lohnegger, der die staatspolizeilichen Agenden betreuen soll. Die DSN wird zusammen mit dem Bundeskriminalamt und Cyberzentrum in die Meidlinger Kaserne einziehen. Aus dem Areal wird eine Sicherheitszentrale, die um ganze 600 Mio. Euro umgebaut und auf dem letzten Stand der Technik gebracht wird. Die Flugpolizei, die derzeit in der Meidlinger Kaserne untergebracht ist, übersiedelt nach Wiener Neustadt. Die für das Projekt verantwortliche Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) rechnet mit einem Bezug frühestens 2028.
Nehammer froh über Neustart
"Morgen ist ein historischer Tag im sicherheitspolitischem Sinne", sagte Nehammer. Sein Ressort habe die "große Herausforderung, den Verfassungsschutz völlig neu aufzubauen" geschafft. Das alte Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) "war die Schutzmauer der Republik, aber sie ist brüchig geworden". Und das Tragwerk sei durch die unter seinem Amtsvorgänger und nunmehrigem FPÖ-Chef Hebert Kickl erfolgte Hausdurchsuchung zusätzlich erschüttert worden. Die Mitarbeiter seien verunsichert worden und Misstrauen bei den Partnerdiensten entstanden. Tatsächlich habe es beim BVT Mitarbeiter gegeben, die Straftaten begangen hätten. Viele hätten aber nach bestem Wissen und Gewissen gearbeitet und seien durch die Verwerfungen im BVT unter massivem Druck gestanden.
Nehammer zeigte sich froh darüber, dass nun ein Neustart vollzogen werde. Der künftige Verfassungsschutz habe eine neue Struktur, neue Ausbildungserfordernisse und neue Zugangserfordernisse. Mit Haijawi-Pirchner habe die Behörde auch ein "hocherfahrenes und kompetentes Führungsteam", zeigte sich Nehammer überzeugt.
Haijawi-Pirchner will Vertrauen in Staatsschutz zurückgewinnen
Der 41-jährige Haijawi-Pirchner hat sich zum obersten Ziel gesetzt, das Vertrauen der Bevölkerung in den Staatsschutz und das Vertrauen der Partnerdienste zurückzugewinnen, wie er bei der Pressekonferenz sagte. Er habe bereits zahlreiche Gespräche geführt und breite Zustimmung und die Zusage für jede weitere Unterstützung von den Partnerdiensten bekommen, so der neue Direktor, der an der Reform des Verfassungsschutzes mitgearbeitet hat.
Die Behörde sei vom ersten Tag an voll einsatzbereit. Die Mitarbeiter wurden seit September geschult. Inhaltlich seien Prävention und dichter Informationsaustausch, etwas mit den Landespolizeidirektionen und der Justiz zwei Schwerpunkte. Die größte Gefahr derzeit gehe von Einzeltätern, die sich im Netz radikalisieren aus, weniger von Organisationen wie dem IS, erklärte Haijawi-Pirchner.
Über die Zahl der Mitarbeiter wollte sich Haijawi-Pirchner auf Anfrage nicht äußern, in früheren Pressekonferenzen des Innenministeriums war von einer Aufstockung von derzeit 350 auf 650 Personen die Rede. (APA)