Die gute Geschichte: Schritt für Schritt zum Kaffee mit Qualität
Die diözesane Stiftung Bruder und Schwester in Not hat mit Spendenmitteln aus Tirol die Gründung einer Kaffeekooperative in der Region Kagera in Tansania ermöglicht.
Kagera – Ein Sonnenstrahl bricht durch das dichte Blätterdach der hohen Claveria-Bäume. Sein Licht trifft auf einen Mangobaum und auf einen Kaffeestrauch, bevor er auf das Gesicht von Fulgence Elgidius fällt. Heute hätte das Gesicht des Kleinbauern keine Sonne nötig, denn das Leuchten seiner Augen lässt sein ganzes Gesicht erstrahlen. „Mit der Säge können wir die Äste, die kaum Kaffeebeeren tragen, viel einfacher entfernen. Ein schneller und sauberer Schnitt im Gegensatz zur Machete“, erklärt Fulgence Elgidius und bückt sich, um es zu demonstrieren: „So wird die Kraft des Strauches gebündelt. Die starken Äste, die viele Früchte haben, sollen bleiben.“
In der Region Kagera im Nordwesten Tansanias war der Anbau von Robusta-Kaffee bis in die 90er-Jahre die einzige Einkommensquelle der Bevölkerung. Nach dem Verfall der Weltmarktpreise für Kaffee wurde die Produktion weitgehend eingestellt. Erst mit dem Aufschwung vor etwa zehn Jahren wurde der Anbau wieder verstärkt aufgenommen. Die speziellen landwirtschaftlichen Kenntnisse für Kaffee sind jedoch oft verloren gegangen. Die fehlende Pflege ließ die Sträucher verwildern. Auch die Bodenqualität verschlechterte sich. So stellt zwar auch heute die Kaffeeproduktion häufig den einzigen Verdienst dar, aufgrund des fehlenden Wissens leben die Menschen aber trotz fruchtbarer Böden und guter Klimabedingungen in großer Armut.
Fulgence ist Mitglied einer vor vier Jahren gegründeten Kaffeekooperative. Finanziert wurde diese durch Spenden aus Tirol, gemeinsam mit der diözesanen Stiftung Bruder und Schwester in Not. In Kursen zum verbesserten Kaffeeanbau hat er viel gelernt: „Uns wurde gezeigt, wie wir Kaffee qualitätsvoll ernten. Immer Beere für Beere. Niemals den ganzen Ast auf einmal abbrocken, weil das schneller geht.“ Qualität wird großgeschrieben in der kleinbäuerlichen Kaffeekooperative. Der Kilopreis liegt für ihren Kaffee bei 3200 tansanischen Schilling (ca. 1,30 Euro) im Gegensatz zu 2000 Tansanischen Schilling (0,80 Euro) für herkömmlichen Kaffee. Für Fulgence bedeutet das eine deutliche Verbesserung der Lebensbedingungen. Seine älteste Tochter konnte bereits einen Schulabschluss absolvieren. Auch für die anderen fünf Kinder kann sich die Familie ausreichend Schulmaterialien und -uniformen leisten.
Die Ernte bringt Fulgence in das Zentrum der Kooperative. Dass der Kaffee aus der kleinbäuerlichen Genossenschaft eine ausgezeichnete Qualität hat, zeigt sich auch an den Käufern. Eine Schweizer Firma hat den Qualitätsunterschied auf einer Kaffeeauktion erkannt und kauft nun exklusiv die gesamte Produktion der Kooperative auf. „Natürlich würde das Unternehmen gern größere Mengen kaufen, aber so weit sind wir noch nicht“, räumt Fulgence ein. „Immer schneller und immer mehr bedeutet Qualitätsverlust. Das riskieren wir nicht. Gerade nicht für unseren besten Käufer. Wir arbeiten Schritt für Schritt und weiten unsere Produktion langsam, aber stetig aus.“ (TT)