Sexuelle Orientierung: Kanada verbietet „Konversionstherapie“
Bei den umstrittenen „Behandlungen“ soll die sexuelle Orientierung der „Patienten“ geändert werden – oft mit brutalen Methoden. Das kanadische Parlament stimmte nun für ein Verbot.
Ottawa – Das kanadische Parlament hat für ein Verbot sogenannter Konversionstherapien gestimmt, bei denen die sexuelle Orientierung der "Patienten" gezielt geändert werden soll. Der Tag der Abstimmung sei "ein wichtiger Tag, um zu lieben, wen man lieben will", sagte Justizminister David Lametti nach der einstimmigen Annahme der Gesetzesvorlage am Mittwoch. Es sei auch "ein wichtiger Tag, um sich selbst auszudrücken und sich so zu verstehen, wie man ist und wie man sein möchte."
Die Liberalen von Premierminister Justin Trudeau hatten in den vergangenen zwei Jahren bereits andere Versionen des Gesetzes eingebracht, die jedoch vor der Auflösung des Parlaments wegen der vorgezogenen Neuwahlen nicht mehr zur Abstimmung gelangten. Der nun angenommene Entwurf, der Konversionstherapie unter Strafe stellt, muss noch vom kanadischen Senat verabschiedet werden. Dort wird er aber wahrscheinlich nicht auf Widerstand stoßen.
Die umstrittenen "Behandlungen" finden bereits jetzt oft im Verborgenen statt und können neben psychologischen Behandlungen auch Elektroschocks, Schläge, Drogen oder sogar Exorzismus beinhalten. Tourismusminister Randy Boissonnault, der auch Sonderberater des Premierministers in politischen Fragen der sexuellen Orientierung ist, erklärte: "Diese Dinge passierten und passieren an dunklen Orten in unserem Land, und das muss aufhören." Er bekräftigte: "Niemand kann der Folter zustimmen."