Formel 1

Verstappen hängte Hamilton deutlich ab und raste zur Pole Position

Max Verstappen hat den ersten wichtigen Schritt Richtung WM-Titel gemacht.
© KAMRAN JEBREILI

Im WM-Thriller von Abu Dhabi legte Max Verstappen am Samstag mit einer Zauberrunde vor. Der Niederländer fuhr im Qualifying die mit Abstand schnellste Zeit und verwies seinen Titel-Kontrahenten Lewis Hamilton im Mercedes auf Rang zwei.

Abu Dhabi – Max Verstappen geht in Abu Dhabi aus der Pole Position in das Formel-1-Rennen der WM-Entscheidungen. Der Red-Bull-Pilot deklassierte am Samstag im Qualifying überraschend die Konkurrenz inklusive Mercedes-Star Lewis Hamilton um fast vier Zehntel und startet am Sonntag neben dem Briten von ganz vorn. Allerdings muss der Niederländer nach einem Bremsplatten mit der weichsten Reifenmischung losfahren, während Mercedes eine einfachere Strategie anwenden kann.

Das 22. und entscheidende Rennen, bei dem es auf dem Yas Marina Circuit um den Fahrer- und den Konstrukteurs-Titel geht, beginnt um 14.00 Uhr (live TT.com-Ticker, ORF 2 und Sky). Die Spannung im Titelduell könnte größer nicht sein. Verstappen war nach dem Heim-Sieg in Österreich Anfang Juli schon 32 Punkte vorausgelegen. Vor dem Finale sind der Niederländer und Hamilton nach drei Siegen des Briten in Folge aber mit 369,5 Zählern gleichauf.

Verstappen hat jedoch einen Saisonsieg mehr vorzuweisen und wäre bei einem Ausfall beider Piloten erstmals Champion. Für Hamilton geht es um den bereits achten Titel, mit dem er vor dem Deutschen Michael Schumacher alleiniger Leader der ewigen Bestenliste wäre.

Das letzte und wichtigste Qualifying des Jahres ging in den Vereinigten Arabischen Emiraten bei Abenddämmerung und Flutlicht in Szene. Pole ist hier trotz eines Streckenumbaus, der die Runde wesentlich flüssiger macht, mitentscheidend. Die letzten sechs Sieger fuhren jeweils von ganz vorne los.

Verstappen hatte seinen als womöglich renn- und WM-entscheidenden Moment im mittleren Quali-Abschnitt, als er sich bei einem seiner für das Rennen gedachten Medium-Reifen (gelb) beim Anbremsen von Kurve eins einen offenbar irreparablen Bremsplatten zuzog. Bei Red Bull zog man daraufhin notgedrungen die „roten" Soft-Pneus auf, mit denen der Niederländer dann auch seine beste Q2-Zeit erzielte.

Verstappen muss wohl früher an die Box

Wie sein Teamkollege Sergio Perez wird Verstappen am Sonntag damit regelkonform auf der weichsten Reifenmischung starten und damit deutlich früher zum Reifenwechsel an die Box kommen müssen als die auf Medium-Pneus los fahrenden Mercedes von Hamilton und Valtteri Bottas, wobei der Finne als Sechster nur aus der dritten Reihe startet. Verstappen war dennoch guten Mutes. „Am Abend ist es bisschen kühler, vielleicht ist das ein Vorteil für die Soft-Reifen", sagte der Titelanwärter. „Ich schaue nur noch auf das Rennen, das ist das Allerwichtigste."

Auch Red Bulls Teamberater Helmut Marko machte auf Optimismus: „Wir haben Max gesagt, er muss eine Quali hinlegen wie in Jeddah. Ich hoffe, dieser Nadelstich gegen Mercedes war massiv.

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Jetzt werde man wegen der Reifensituation die Gesamtstrategie eben entsprechend adaptieren müssen. Wie lange der weiche Reifen halte, hänge vom Tempo ab, das man vorne anschlagen müsse. „Wir werden das Rennen von vorne weg gestalten. Das ist wesentlich leichter, als wenn man von hinten attackieren muss", ist Marko überzeugt. Er hoffe auch, dass der Überraschungs-Dritte Lando Norris mitmischen und Hamilton am Start überholen werde.

Hamilton hatte im letzten und noch bei Tageslicht und höheren Temperaturen absolvierten Training Bestzeit erzielt. Im Qualifying ließ sich dann Verstappen trotz der Reifenpanne vom Windschatten seines Teamkollegen Sergio Perez aber zur klaren Bestzeit ziehen, während man bei Mercedes überraschend darauf verzichtete.

Hamilton: „Sehe immer, wo Max ist"

„Eine tolle Runde von Max. Damit konnten wir nicht mithalten", gestand Hamilton. Der siebenfache Weltmeister ist aber zuversichtlich. „Wir sind im Rennen von den Reifen her in einer guten Position. Ich bin in der ersten Reihe und ich sehe immer, wo Max ist."

Sein Teamchef Toto Wolff gestand ein: „Jetzt hat Red Bull einen kleinen Vorteil. Den müssen sie am Sonntag aber erst mal auch ausspielen." Den Verzicht auf den Quali-Windschatten erklärte der Österreicher so: „Wir wären zwar näher dran gewesen, das Auto war aber insgesamt nicht schnell genug für Pole."

Red Bull Racing kann am Sonntag erstmals seit 2013 (Sebastian Vettel) wieder den Weltmeister stellen. Marko gab zu, vor dem entscheidenden Rennen aufgeregt zu sein. „Es ist doch eine ganz andere Situation als in anderen Jahren. Es ist so viel mehr Spannung und Druck drin. In allen Bereichen, in der Mechanik, der Psyche, alles ist angespannt", gestand der 78-jährige Grazer.

Angespannt sei auch er, sagte Landsmann Wolff. Ob Hamilton Nerven zeigen werde? „Lewis ist unser geringstes Problem. Er ist bärenstark und relaxed. Wir müssen ihm nur ein Auto unter den Hintern stellen, mit dem er performen kann", erklärte der Wiener.

Wolff und der englische Red-Bull-Teamchef Christian Horner hatten im harten WM-Kampf nach Wochen der Verbalinjurien einander am Freitag bei der Teamchef-Pressekonferenz die Hände geschüttelt und „Viel Glück" gewünscht. „Mir war wichtig, die Hand auszustrecken", erklärte Wolff. „Letztlich haben wir das ganze Jahr gekämpft. Möge der Bessere gewinnen. Emotionen werden hochkommen, hoffentlich nicht zu viele. Man muss schon den Respekt behalten." (APA, dpa, TT.com)

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