Die gute Geschichte: „Seh’ an seinen Augen, was er will“
Seit über 50 Jahren kümmert sich Josefine Löffler um ihren behinderten Sohn Helmut.
Kufstein – Kein Wort. Helmut, 54 Jahre alt, spricht nicht. Er ist behindert, lebt mit seiner Mutter Josefine Löffler in einer kleinen Wohnung in Kufstein. Seit vielen Jahren sorgt sie für ihren Sohn – aufopferungsvoll, die eigenen Bedürfnisse stets hintanstellend. Selbst in schweren Zeiten, die es oft genug gab, hat Löffler nie die Zuversicht verloren. Allein durch positives Denken, wie die 83-Jährige immer wieder betont. „Wir sind zufrieden. Mit genügend Willen ist alles zu schaffen.“
Helmut sitzt lächelnd hinter dem Küchentisch, blättert in einer Zeitschrift. Plötzlich murrt er, wird unruhig, schaut finster zu seiner Mutter. „Ich seh’ an seinen Augen, was er will“, sagt Löffler. Nur mit Blicken kommuniziere sie mit ihrem Bub. Über die Jahrzehnte hat sich das so eingespielt. Sie holt einen Lego-Baustein aus ihrer Hosentasche. „Den hat er gern“, erklärt sie und gibt ihn ihm in die Hand. Der 54-Jährige spielt etwas damit und langsam kehrt ein Lächeln in sein Gesicht zurück.
Bekannte greifen Josefine Löffler manchmal unter die Arme, bei Einkäufen oder Behördengängen. Um vieles kümmert sich die 83-Jährige selbst. Früher hat sie, um etwas Geld zu verdienen, geputzt. „Helmut nahm ich mit. Während ich gearbeitet hab’, saß er da, hat etwas gegessen, auf mich gewartet. Sonst sind wir manchmal gemeinsam durch die Stadt oder auf den Berg gegangen.“ Inzwischen sind nur noch kleinere Bummel in der Nähe zur Wohnung möglich.
Immer wieder werde sie gefragt, wie sie das alles bloß schaffe, sagt Löffler. „Weil es mein Sohn ist. Und ihn immer noch zu haben, bereitet mir Freude.“ So soll es auch noch lange bleiben. „Ich hoffe, dass wir beide weiterhin die Kraft dazu haben und gesund bleiben.“ (bfk)