Römisch-katholische Kirche

Vertuschungsvorwürfe gegen Altpapst Benedikt im Missbrauchsskandal

Altpapst Benedikt XVI.
© AFP

München – Im Missbrauchsskandal der katholischen Kirche in Deutschland sind neue Vertuschungsvorwürfe gegen Altpapst Benedikt XVI. aufgetaucht. Sie beziehen sich auf seine Zeit als Erzbischof von München (1977–1982).

Es geht um den Fall des pädophilen Priesters Peter H. Dieser wurde 1980 nach sexuellen Vergehen an Minderjährigen von der Diözese Essen in die Erzdiözese München versetzt und sollte dort eine Therapie machen. H. wurde daneben erneut in der Seelsorge eingesetzt und wiederum übergriffig. 1986 folgte eine Bewährungsstrafe durch das Amtsgericht Ebersberg.

Über den Fall hatte die New York Times bereits 2010 berichtet, deutsche Medien zogen nach. Nun grub die Zeit ein Dekret eines Münchner Kirchengerichts von 2016 aus, das den Altpapst – bürgerlich: Joseph Ratzinger – und weitere Bischöfe belastet.

Ratziger soll von Vorwürfen gewusst haben

Demnach habe Ratzinger von den Vorwürfen gegen den Priester gewusst. Er und andere Bischöfe sowie Generalvikare hätten aber „bewusst auf eine Sanktionierung der Straftat verzichtet“. Sie seien damit der „Verantwortung gegenüber den ihrer Hirtensorge anvertrauten Kindern (...) nicht gerecht geworden“, heißt es in dem Dekret.

Laut Kathpress sind mittlerweile 29 mutmaßliche Opfer von H. aktenkundig. Selbst als Vorbestrafter sei er – unter Erzbischof Friedrich Wetter – weiter in der Seelsorge eingesetzt worden. In der Zeit kritisieren zwei Kirchenrechtsprofessoren auch den aktuellen Erzbischof Reinhard Marx. Dieser habe 2008 zwar eine psychiatrische Begutachtung von H. beauftragt und ihn versetzt, aber keine interne Voruntersuchung angeordnet und den Fall nicht an den Vatikan gemeldet.

Erst 2010 – Jahrzehnte nach den ersten Vorwürfen – wurde H. aus der Seelsorge abgezogen. Laut Diözese Essen läuft gegen ihn heute ein kirchenrechtliches Verfahren, das kurz vor dem Abschluss stehe.

Der Privatsekretär des Altpapstes, Erzbischof Georg Gänswein, dementierte die Vorwürfe. Benedikt XVI. habe 1980 keine Kenntnis von der Vorgeschichte des Priesters gehabt und auch nicht bewusst auf Sanktionen verzichtet. (TT, KAP, KNA)

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