„Pleasure" neu im Kino: Vergnügen, das sich in Grenzen hält
Neu im Kino: Ninja Thyberg begibt sich mit ihrem Debütspielfilm „Pleasure“ in die Welt der Porno-Industrie.
Innsbruck – Für ihren Debütfilm, der beim Sundance Festival Premiere feierte, hat die schwedische Regisseurin Ninja Thyberg ihren Blick auf die US-Pornoindustrie gerichtet. Als Remake ihres eigenen Kurzfilms gleichen Namens erzählt sie eine Spielfilmgeschichte vor dem Hintergrund des „San Pornando Valley“ in Los Angeles. Anders als Paul Thomas Anderson in seinen „Boogie Nights” von 1997 geht es dabei nicht sehr komödiantisch zu.
Protagonistin ist die 19-jährige Linnéa alias Bella Cherry. Die Schwedin gibt, bei der Einreise in die USA nach dem Grund gefragt, „Vergnügen“ statt „Business“ an – ein Schmäh, über den wir nach den Sex-Geräuschen im Vorspann bereits Bescheid wissen. Das titelgebende Vergnügen hält sich jedoch in Grenzen. Porno ist harte Arbeit, und auch Bellas Aufstieg zum Porno-Star ist hart. Wie Hollywood verschlingt auch die patriarchale Porno-Industrie jährlich viele junge Frauen, die von Ruhm und Geld träumen, und entlässt sie desillusioniert wieder.
Bella sucht ihre kapitalistische Nische zwischen Unschuld und Hardcore, macht gute Erfahrungen bei einem ethischen Porno-Shooting und schlechte, wenn misogyne Männer sie unter Druck setzen. Dabei stellt der Film seine Dialoge und Nacktheit freigiebig zur Schau. Allzu provokante visuelle Action sollte man sich trotz knallbunt designter Dreharbeitsszenen aber nicht erwarten.
Regisseurin Thyberg erzählt eine feministische Geschichte ohne künstliche Provokation, fast dokumentarisch, als weibliches Charakterdrama ohne viel Innensicht in die nicht immer glaubwürdige Hauptfigur (gespielt von Sofia Kappel). Alle anderen Rollen sind mit echten Porno-Starletts besetzt, das bringt Authentizität.
So gut wie beim Viennale-Hit „Red Rocket” (demnächst im Kino), der mit Porno-Darsteller Simon Rex auftrumpft, funktioniert es aber nicht. „Pleasure“ hat bei seinem ernsten Ausflug in die Pornowelt keine wirklich starken filmischen Einfälle, und die Figuren bleiben blass.
Das Setting zwischen schonungsloser Ausbeutung und ethischer Pornografie-Kulturindustrie, bei der die Arbeit auch Spaß macht, ist jedoch spannend genug für ein wenig Film-Pleasure. (maw)