Innsbruck

Innsbrucker Streetart-Stadtkarte: Mann mit Hut und andere Früchtchen

Gehört zu den neuesten Zugängen der Karte: Lukas Gollers Werk am Zeughaus; nebenan sein 2017 finalisierter „Mann mit Hut“.
© WG

Seit gestern lotst eine digitale Stadtkarte Interessierte zu Innsbrucker Streetart. Ein Wettbewerb der IIG soll zusätzlich Aufmerksamkeit generieren.

Von Barbara Unterthurner

Innsbruck – Mandarinenzehen, Bananen mit Knochengerüsten und allerlei andere Früchtchen sind über die ganze Stadt verteilt. Kein Sprayer hat das Stadtbild von Innsbruck derart beeinflusst wie HNRX. Mit illegalen Schmierereien, die plötzlich auftauchen und ebenso plötzlich wieder weg sind, hat das nichts zu tun. Die Werke des Tirolers im öffentlichen Raum sind gekommen, um zu bleiben. Mit dem Verein Underbridge setzt er sich außerdem für die Akzeptanz und das Sichtbarmachen von Streetart – als Synonym für Grafittis oder Murals – ein.

Mit diesem Engagement rannte HNRX in Innsbruck offene Türen ein. In Streetart pulsiert die Großstadt, das weiß auch das Landeshauptstädtchen. Neben eigens zur Verfügung gestellten Flächen fächert seit gestern eine mit Underbridge und dem Kulturamt initiierte, digitale Stadtkarte die Vielfalt von gesprayter Kunst in Innsbruck auf. Dort gelistet: 108 legal entstandene Murals. Eine Plattform, nicht nur zur Orientierung, auch als „Dokumentationsarchiv“ verwendbar, zumindest wenn es nach Kulturamtsleiterin Isabelle Brandauer geht. Sie stellte gestern das Projekt vor.

Dass der legalen Form von Graffiti-Kunst oft legale Flächen fehlen, weiß die anwesende Kulturstadträtin Uschi Schwarzl (Grüne), die sich die Stadt als Leinwand ausmalt: Schwarzl will städtische Raum für Murals sukzessive erweitern. Ansprechen will sie mit der Initiative auch Private, die Flächen zur Verfügung stellen wollen. Auf Privatbesitz ist das Sprühen ohne Genehmigung generell ja verboten.

Das gilt auch für den öffentlichen Stadtraum, außer KünstlerInnen haben eine Anmeldung im Sack. Dann dürfen an vier Orten in Innsbruck Spraydosen gezückt werden, etwa in der ÖBB-Unterführung am Sillpark. Alle weiteren Flächen sind auf der Karte ausgewiesen, ebenso wie jene, wo ungefragt gesprayt werden darf. Auch dieses Tun dokumentiert der digitale Streetart-Führer. Qualitätskontrolle gibt es keine. Sein Werk zu signieren, ist ebenso wenig die Regel, weshalb sich online zahlreiche anonyme Werke finden, die noch zugeordnet werden sollen.

Einen höheren Qualitätsanspruch an Streetart hat die Innsbrucker Immobiliengesellschaft (IIG): In der Campagne Reichenau stellt das Unternehmen 130 Quadratmeter Außenfassade für ein Grafitti zur Verfügung. Ein Wettbewerb wird in den nächsten Tagen ausgeschrieben. Fachlicher Beistand kommt von Jakob Kattner, der in Wien mit „Calle Libre“ das laut eigenen Angaben größte Streetart-Festival Europas auf die Beine gestellt hat. Eine Fachjury entscheidet über die beste Idee. 23.000 Euro nimmt die IIG dafür in die Hand.

Ab Sommer wird dieses Werk in der „Streetart-Citymap“ der Eingang finden. Und Platz finden neben 13 grellbunten HNRX-Werken. Dass Mural nicht gleich grell-bunt sein muss, zeigen die neuesten Arbeiten von Lukas Goller, der mit seinem „Mann mit Hut“ am Zeughaus ordentlich an der Identität der Stadt herumgesprayt hat. Seit 2021 hat dieser übrigens einen weiblichen Gegenpart. Größte Herausforderung für die Citymap dürfte genau das sein: aktuell zu bleiben. Nicht alle Werke, sind gekommen um zu bleiben. Brandauer verspricht eine monatliche Aktualisierung. Stand gestern: 22. November 2021.

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