Gerichtssplitter

Gerichtssplitter: „Fang den Rucksack, Schatzi, und lauf!"

29-Jähriger versorgte Raum Hall mit halbem Kilo Kokain.
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⚖️ Dass Drogenkonsum das Leben nicht nur in gesundheitlicher Sicht negativ beeinflusst, offenbarte gestern am Landesgericht ein Prozess wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt. Angeklagt war eine 32-Jährige, die in das Visier von Innsbrucker Zivilfahndern geraten war. Der Personenkontrolle wollte sich die Frau per Flucht entziehen und verteilte anschließend Schläge und Tritte. In einer „Kampfpause“ warf sie ihrem Freund den Rucksack zu und schrie: „Fang, Schatzi, und lauf!“ Der Beutel landete jedoch beim danebenstehenden Polizisten und offenbarte den Grund für all den Widerstand: Er beinhaltete 204 Schlafmitteltabletten und sonstige rezeptpflichtige Beruhigungsmittel. Einer der Beamten als Zeuge: „Sie war völlig enthemmt. Wir konnten uns aber kaum wehren, die Dame wiegt ja keine 50 Kilogramm.“ Jahrelangem Drogenkonsum folgten zudem etliche milieutypische Vorstrafen als Begleiterscheinung. Richter Andreas Mair nahm darauf das Leben der Angeklagten in die Hand: Anstatt sie einzusperren, verhängte er 960 Euro Geldstrafe und sechs Monate bedingte Haft mit der Weisung, eine stationäre Drogentherapie und Bewährungshilfe in Anspruch zu nehmen.

⚖️ Der letztjährige Lockdown drehte einen türkischen Unternehmer in die Abwärtsspirale. Im selben Ausmaß, wie sich seine Einnahmen verringert hatten, stieg sein Kokainkonsum. Um sich diesen weiter finanzieren zu können (das Gericht errechnete für den Familienvater einen Monatsaufwand von rund 1000 Euro), stieg der Mann im Raum Hall selbst in den Kokainhandel ein. Ein halbes Kilo wurde verdealt. Bei einem Reinheitsgrad von gerade 20 Prozent stellte sich gestern aber fast schon die Frage, ob hier Drogenhandel oder Betrug vorgelegen hatte. Es ergingen fünf Monate bedingte Haft und 1200 Euro Geldstrafe. Dazu verfallen 50.400 Euro der einstigen Drogengewinne an die Republik.

⚖️ Der Austausch von Kinderporno-Videos brachte einen Tiroler ins Visier internationaler Fahnder. Nach einer Hausdurchsuchung fanden sich dann rund 1000 solcher Dateien im Cloud-Speicher des Mannes. Am Landesgericht zeigte sich der Mann therapieeinsichtig und geständig. Über seine Vorliebe für zierliche Frauen sei er zur Kinderpornografie gekommen. Fünf Monate bedingte Haft, 2400 Euro Geldstrafe und 3300 Euro Gerichtsgebühren nahm er sofort an. (fell)

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