IS-Angriff auf Gefängnis in Syrien: Sorge um minderjährige Insassen
Laut Unicef sind 850 inhaftierte Kinder in Gefahr, die Jihadisten benutzen diese demnach als „Schutzschilde“.
Hassaka – Kinderschutzorganisationen sorgen sich um das Schicksal von hunderten Minderjährigen in einem von Jihadisten angegriffenen Gefängnis der nordsyrischen Stadt Al-Hassaka. Nach tagelangen Gefechten bereiteten sich kurdische Kämpfer auf die Erstürmung des Gefängnisses vor, in dem immer noch Häftlinge der Jihadistenmiliz IS (Daesh) in einem Gebäude verschanzt waren, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Montag berichtete.
Das kurdisch dominierte Militärbündnis Demokratische Kräfte Syriens (SDF) erklärte, der geplante Sturm werde durch die Präsenz der vielen Minderjährigen im Gefängnis behindert. Diese würden von den Jihadisten "als Geiseln" missbraucht und seien als "menschliche Schutzschilde" in einem Schlafsaal der zu einem Gefängnis umfunktionierten Schule eingesperrt. Dem UNO-Kinderhilfswerk Unicef zufolge handelt es sich um 850 Minderjährige, von denen einige erst zwölf Jahre alt sind.
Mehr als hundert IS-Kämpfer hatten am Donnerstag den Angriff auf das von Kurden verwaltete Gefängnis Ghwajran gestartet, um Häftlinge zu befreien. In der Haftanstalt saßen bisher nach Angaben der Beobachtungsstelle rund 3.500 mutmaßliche IS-Kämpfer, darunter auch führende Köpfe der Miliz - aber auch viele minderjährige Angehörige von IS-Mitgliedern aus dutzenden verschiedenen Ländern.
Die NGO Save the Children rief dazu auf, die Kinder sofort aus dem Gefängnis zu holen. Sie berichtete von einer Sprachnachricht eines Minderjährigen, der sie um Hilfe angefleht habe.
Mehr als 150 Tote
Bei den tagelangen Kämpfen wurden nach jüngsten Angaben der Beobachtungsstelle 154 Menschen getötet, darunter 102 Jihadisten und sieben Zivilisten. Bis zu 45.000 Einwohner von Al-Hassaka flohen nach Angaben des UNO-Büros zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten seitdem aus ihren Häusern. Um die Zivilbevölkerung zu schützen und gleichzeitig den IS-Häftlingen die Flucht zu erschweren, gilt seit Montag für die Stadt und ihre Umgebung eine siebentägige Ausgangssperre.
Wie vielen Insassen nach der Erstürmung des Gefängnisses die Flucht gelang, war weiter unklar. Mehr als hundert IS-Häftlinge wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle nach dem Ausbruch wieder gefasst. Dutzende weitere IS-Insassen hätten sich in den vergangenen Stunden den kurdischen Kräften ergeben.
Im kurdisch dominierten Norden des Irak wurden unterdessen drei irakische Soldaten bei einem Bombenanschlag getötet. Nach Angaben eines Militärvertreters explodierte der Sprengsatz in der Nähe der Stadt Kirkuk bei der Durchfahrt ihres Fahrzeugs. Für den Anschlag übernahm zunächst niemand die Verantwortung, doch wird dahinter ebenfalls der IS vermutet. (APA/AFP)