Zwei Orte des Begehrens
Mit Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl bekommt der Österreichische Pavillon erstmals einen Nebenschauplatz in Wien.
Innsbruck – Schon in ihrer letzten großen musealen Schau, „Seasonal Greetings“ im Kunsthaus Bregenz, gaben Jakob Lena Knebl und Ashley Hans Scheirl einen Vorgeschmack, wie das KünstlerInnenduo mit Raum umgeht: Aufgeteilt auf drei Ebenen wechselten sich gemeinsam gestaltete Flächen mit ineinander übergehenden Einzelpräsentationen der beiden ab. Nach diesem Modell dürfte nun auch ihre Intervention im Österreichischen Pavillon der diesjährigen Kunstbiennale in Venedig entworfen sein. Gestern gaben die beiden Kunstschaffenden per Aussendung erstmals einen Einblick in das im Entstehen befindliche Projekt „Invitation of the Soft Machine and Her Angry Body Parts“, das von mumok-Direktorin Karola Kraus kuratiert wird.
Konkret sollen innerhalb des Pavillons „Begehrensräume“ entstehen, geht aus der Mitteilung hervor. Geschaffen werden installative Settings, in denen sich der künstlerische Kosmos von Knebl und Scheirl ausbreiten kann. Die Intervention umfasst Fotografie, Skulptur, Malereien und Textilarbeiten, aber auch eine eigene Modekollektion und eine Publikation in Form eines Magazins. Gleichzeitig wollen Knebl und Scheirl in diesem Jahr die Biennale in der Serenissima mit ihrer Heimat Wien verbinden: Gemeinsam mit der Organisation Phileas entsteht pünktlich zur Eröffnung der Biennale am Wiener Opernring ein Nebenschauplatz.
In Venedig wollen sich Scheirl und Knebl – so beschreibt es die gestrige Aussendung – den Hoffmann’schen Pavillon aufteilen, die zwei Seiten des Baus werden jeweils die Handschrift eines Teils des Duos tragen: Die Einzelpositionen bleiben dabei erkennbar, stehen sich aber auch gegenüber. In der Materialauswahl und Formgebung sollen Verbindungen der beiden aufgezeigt werden.
Während sich Knebl in Venedig den 1970er-Jahren und deren gesellschaftspolitischen Veränderungen in Kunst- und Designgeschichte widmen will, wird Scheirl im Pavillon ein „begehbares Selbstporträt als Maler*in“ realisieren, heißt es in der Mitteilung. Man kann es schon erahnen, bei dieser Präsentation werden nicht nur Genregrenzen aufgelöst. Oder mit den Worten von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne): „Fragestellungen nach gesellschaftlicher Identität, künstlerischem Ausdruck und formaler Stringenz werden selbstreflexiv, weltoffen und überaus humorvoll verhandelt.“ Auch auf das angekündigte niederschwellige Vermittlungsprogramm darf man gespannt sein. Die 58. Kunstbiennale in Venedig eröffnet am 23. April. (bunt)